Glyphosat-Grenzwert könnte massiv steigen
ZÜRICH. Der Bund will bei 25 Pestiziden den Grenzwert teils erheblich höher legen. Dagegen formiert sich Widerstand.
Mit dem nationalen Aktionsplan Pflanzenschutzmittel hat sich der Bund 2017 das Ziel gesetzt, den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren. Nun deckt die SRFSendung «Rundschau» auf, dass genau das Gegenteil passieren könnte. Der Sendung liegt der interne Entwurf der neuen Gewässerschutzverordnung vor, der zeigt, dass der Bund den Grenzwert für 25 Pestizide massiv erhöhen will. Die absolute Obergrenze für einzelne Giftstoffe soll neu 10 Mikrogramm statt 0,1 Mikrogramm pro Liter Wasser betragen.
Die geplanten Änderungen würden bedeuten, dass sich der Grenzwert für den mutmasslich krebserregenden Unkrautvertilger Glyphosat und viele weitere Pflanzenschutz mittel um das Hundertfache erhöhen würde. Deutlich mehr Pestizide dürften so ganz legal in Schweizer Bäche und Flüsse gelangen. «Das ist inakzeptabel – wir brauchen tiefere und sicher nicht höhere Grenzwerte», kritisiert GLPNationalrätin Tiana Moser das Vorhaben gegenüber der «Rundschau». Bereits heute gebe es in der Schweiz wegen der hohen Pestizidbelastung ein Vogelund Insektensterben. Und SPNationalrat Beat Jans setzt nach: «Ich finde diesen Plan gelinde gesagt strohdumm!»
Bürgerliche Politiker sehen das nicht so eng: «Wenn das wissenschaftlich sauber abgeklärt ist, sehe ich kein Problem», sagt etwa FDPNationalrat Christian Wasserfallen. Gerade bei Glyphosat habe man sehr detaillierte Studien gemacht. Auch SVPNationalrat Werner Salzmann betont: «Wenn das Bundesamt für Umwelt sagt, dass das kein Problem sei, dann glaube ich das auch.» Für ihn sei wichtig, dass man der Landwirtschaft Hilfsstoffe zur Verfügung stelle, die die Qualität und Quantität der Produkte erhöhe.
Das Bundesamt für Umwelt wollte gegenüber 20 Minuten keine Stellung zum Fall nehmen, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt.