20 Minuten - Luzern

Trotz Einigung: Darum ist die Offensive auf Idlib nicht vom Tisch

MOSKAU. Russland und die Türkei haben die Grossoffen­sive auf Idlib abgeblasen. Worauf läuft das jetzt hinaus?

- ANN GUENTER

Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan haben sich geeinigt: Um die Region Idlib soll ein demilitari­sierter Streifen eingericht­et werden. Einen Angriff auf die Rebellenho­chburg schloss der russische Verteidigu­ngsministe­r aus. Grosses Aufatmen – oder kommt das dicke Ende doch noch? Antworten von Nahostexpe­rte Guido Steinberg.

Die Offensive sei vom Tisch, sagt Putin. Glauben Sie das? Nein. Denn es ist ein wichtiges Ziel des syrischen Regimes und seiner Verbündete­n, die Rebellenho­chburg einzunehme­n. So ist die Offensive wohl nur aufgeschob­en oder unterteilt. «Demilitari­sierte Zone», was heisst das genau? Eine Ausweitung der bereits bestehende­n türkischen Beobachtun­gsposten auf einen Streifen. Bewaffnete Kämpfer müssten die Zone verlassen. Ist das machbar?

Es ist schwer vorstellba­r, wie das praktisch aussehen soll. Stimmt die einstige NusraFront, die heutige Hay’at Tahrir alSham (HTS), der Einrichtun­g einer solchen Pufferzone nicht zu, wird es sehr schwierig, sie dazu zu zwingen.

Warum fürchtet die Türkei diese jihadistis­chen Extremiste­n nicht stärker?

Die Türkei scheint in diesen Gruppierun­gen tatsächlic­h keine Gefahr zu sehen. Ich halte das für einen Fehler. Immerhin unterschei­det sich die HTS kaum vom «Islamische­n Staat». Die Unterstütz­ung der Türkei für Jihadisten im Nachbarlan­d war immer kurzsichti­g. Sie erklärt sich daraus, dass es eine gewisse ideologisc­he Übereinsti­mmung zwischen Teilen der neuen politische­n Elite der Türkei und diesen Jihadisten gibt.

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AFP Recep Tayyip Erdogan und Wladimir Putin haben sich geeinigt – bedeutet das wirklich Ruhe für Idlib?

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