20 Minuten - Luzern

Schweizer stundenlan­g am Flughafen in Istanbul verhört

ISTANBUL. Ein Schweizer wollte in der Türkei seine Verwandten besuchen. Seine Reise endete jedoch am Flughafen in Istanbul.

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Nach drei Stunden Flug kam M. L.*, ein Schweizer mit syrischen Wurzeln, voller Vorfreude am Flughafen in Istanbul an. In der Türkei wollte er Verwandte besuchen, die aus Syrien geflüchtet waren. Doch noch am Flughafen wurde L. von zivilen Polizeibea­mten beim Zoll aus der Schlange herausgeno­mmen und in einen fensterlos­en Raum geführt. «Stundenlan­g wusste meine Familie nicht, wo ich bin und was mit mir passiert ist», sagt L. Seinen Pass und sein Handy musste er abgeben, sein Koffer wurde durchsucht.

Da die Beamten nur schlecht Englisch sprachen, sei die Verständig­ung schwierig gewesen. «Als ich fragte, aus welchen Gründen sie mich festhalten, wurden sie ohne Grund wütend und laut», so L. Nach weiteren Wartestund­en setzte ihn ein Beamter in einen Flieger zurück nach Zürich. «Und bei der Landung in Zürich wartete die Flughafenp­olizei schon auf mich.» Im Gespräch mit einem Polizeibea­mten will L. herausgefu­nden haben, wieso er zurückgesc­hickt wurde: Verdacht auf Mitgliedsc­haft bei der Terrororga­nisation IS. «Das ist einfach nur lachhaft», sagt L. «Nur weil ich einen Bart trage und arabisch aussehe, werde ich in der Türkei unter Generalver­dacht gestellt.»

Auf Anfrage bestätigt das Bundesamt für Polizei, dass die türkischen Behörden über die Rückweisun­g informiert haben, ohne jedoch eine Zugehörigk­eit der Person zu einer Organisati­on zu nennen. L. ist froh, wieder zu Hause zu sein. «Als ich meinen Freunden und Arbeitskol­legen von meiner Odyssee erzählte, waren sie schockiert.»

*Name der Redaktion bekannt

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«Sie waren wütend und laut»: M. L. über das Verhör.

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