Kommen Facebook-Spenden auch bei den Richtigen an?
ZUG. Hunderte Schweizer helfen in FacebookGruppen Menschen in Not. Eine gute Sache?
Möbel, Zügelhilfe oder Einkaufsgutscheine – all das bieten Spender in lokalen Facebook-Gruppen an. Mitglieder unterstützen sich gegenseitig in finanziell schwierigen Situationen. Diese neue Form der Nächstenhilfe boomt. Die Gruppen richten sich an immer mehr Hilfsbedürftige: Im Jahr 2016 waren in der Schweiz gemäss Bundesamt für Statistik 615000 Menschen von Armut betroffen.
Die Gruppen aus Luzern, Zürich und Schwyz zählen bereits je über 500 Mitglieder. Die Gruppe «Zuger helfen Zugern» aus dem Grossraum Zug ist mit über 15700 Mitgliedern und täglich bis zu 100 Beiträgen die grösste. Ein Inserent bot etwa sein altes Bett gratis an. Der Wert liege bei rund 600 Franken, sagt er. Verkaufen möchte er es aber nicht: «Wieso soll ich Geld verlangen, wenn ich auf diese Weise jemandem ganz unkompliziert helfen kann?»
Nicht nur Alltagsgegenstände werden verschenkt: Eine Mutter, die ihren Sohn verloren hat, möchte diesem eine schöne Beerdigung organisieren, sie lebt aber von der IV und am Existenzminimum. «Nach einem Aufruf in der Gruppe sammelte man über 3500 Franken. Das Geld kommt von Menschen, die selber fast keines haben – ich war sprachlos», sagt sie.
Die Gruppen werden aber auch missbraucht. «Wenn ich jemanden erwische, der etwas weiterverkauft, macht mich das hässig», sagt Rosa Kolm, Kopf von «Zuger helfen Zugern». In solchen Fällen entferne sie den User sofort. Für Diskussionen sorgte kürzlich etwa eine Nutzerin aus der Ostschweiz, die ein geschenktes Velo weiterverkaufte.
Stefan Gribi von der Caritas unterstützt die Idee der Facebook-Gruppen: «Das kann angesichts der zunehmenden Anonymisierung eine neue Form der Nachbarschaftshilfe sein.» Trotzdem empfehle er, sich in einer Notlage Beratung zu holen.