Was Menschen so alles im Hotelzimmer treiben
Stilvoller Mystery-Thriller mit « Identity» -Touch: Und wieder spielt ein Hotel die heimliche Hauptrolle.
Blick in ein Sixties-Hotelzimmer: Ein Mann tritt ein und schaltet das Radio an. Dann verschiebt er die Möbel und öffnet den Fussboden, um eine Tasche zu verstecken. Zehn Jahre später treffen mehrere Fremde am Lake Tahoe im selben, mittlerweile heruntergekommenen Hotel El Royale aufeinander. Jeder Gast hat irgendein dunkles Geheimnis. Und Konfrontationen scheinen programmiert.
Bis zum feurigen Finale nimmt sich der «Cabin in the Woods»-Macher Drew Goddard viel, nein sehr viel Zeit. Seine 140-minütige ThrillerStory erzählt er nicht linear, sondern mit zahlreichen Rückblenden, die oft genug im dümmsten Moment auftauchen und den Handlungsfluss so behindern. Diese Art des Erzählens hat ein Quentin Tarantino (zuletzt mit «The Hateful Eight») deutlich besser im Griff.
Andererseits könnte die Rollenbesetzung mit Jeff Bridges (als Geistlicher), «Mad Men»-Star Jon Hamm (als Handelsvertreter), «50 Shades of Grey»-Beauty Dakota Johnson (als Hippie-Girl) und Chris Hemsworth (als Frauenheld) nicht besser sein. Und über weite Strecken hinweg hat man an ihrem Zusammenspiel die grösste Freude, wobei Lewis Pullman (als Concierge) und Cynthia Erivo (als Sängerin) das handverlesene Besetzungsensemble vervollständigen. Wie schon im ähnlich verschachtelten Thriller «Identity» von 2003 erweist sich auch hier eine Absteige als heimlicher Hauptdarsteller, die sich diesmal just auf der Grenzlinie zwischen den US-Bundesstaaten Nevada und Kalifornien befindet. Wer auf stilvolle Sets, eine atmosphärische Bildsprache und überraschende Story-Wendungen steht, dem wird hier das volle Programm serviert – auch wenn sich der Krimi-Plot rückblickend locker in 90 Minuten abhandeln liesse. ★★★★★