Neuer Fall von Quälerei in der Schweizer Armee
ISONE. Noch ein Fall von Züchtigung bei der Armee: In Isone musste ein Rekrut einen Kollegen schlagen – als Strafaktion.
Das Video sorgte diese Woche für Empörung: In Emmen LU bewarfen Rekruten einen Tessiner Kameraden mit Steinen und Nüssen. Den Wurfbefehl gab der Vorgesetzte (20 Minuten berichtete). Nun hat 20 Minuten einen ähnlichen Fall aufgedeckt, der sich im Sommer 2017 in der Grenadier-RS in Isone TI ereignet hatte. Dabei schlug der Rekrut L. M.* im Wald mit einem schweren Ast auf den Helm seines Kameraden T. Z.* Dieser wurde kurz bewusstlos. Zugeschlagen hatte M.* auf Befehl des Zugführers. Laut M. hatte dieser ge- sagt: «Gib ihm eis uf e Grind!» Die Wucht des Schlages unterschätzte M.: «Ich wollte das eigentlich nicht tun. Ich wollte mich meinem Vorgesetzten aber auch nicht widersetzen.» Mit dem Schlag sollte Z. bestraft werden, weil er dem Zug- führer bei einer Übung mit Handgranaten falsche Informationen gegeben hatte.
Die Armee bestätigt den Vorfall. Laut Sprecher Daniel Reist meldete der Zugführer die Vorkommnisse selbst. Der Kommandant hätte beschlos- sen, den Fall kompanieintern zu behandeln. Der Rekrut und der Zugführer wurden damals mit 200 respektive 300 Franken gebüsst, die Militärjustiz wurde nicht eingeschaltet. Gemäss den Akten hatte der Rekrut, «ohne gross zu überlegen, einen Ast aufgenommen und ihn mit übertriebener Kraft auf den Helm des betroffenen Rekruten geschlagen». Die Einvernahme habe ergeben, dass von keiner Seite eine «boshafte Absicht» dahintergesteckt habe. Der geschlagene Rekrut habe einen Arzt aufsuchen können und sei unverletzt gewesen. Es sei eher eine «Serie von Missverständnissen» gewesen, die sich ereignet habe, so Reist. Er betont, dass die Armee körperliche Züchtigung nicht dulde.
*Name der Redaktion bekannt