Gängiges Antibiotikum schädigt Erbgut massiv
ZÜRICH. Antibiotika sollen gesund machen. Doch jene aus der Gruppe der Fluorchinolone machen mitunter noch kränker. Nun ist klar warum.
Ciprofloxacin ist eines der gängigsten Antibiotika – weil es gegen verschiedene Bakterien und damit meist erfolgreich wirkt. Doch es kann, genau wie andere Antibiotika aus der Familie der Fluorchinolone, heftige und irreparable Nebenwirkungen hervorrufen (siehe Box).
Finnische Forscher haben nun nachgewiesen, dass Ciprofloxacin die DNA der Mitochondrien, der Kraftwerke der menschlichen Zellen, massiv schädigt. Das könnte die Nebenwirkungen erklären, heisst es im Fachjournal «Nucleic Acids Research». Derweil rät der Ausschuss der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA), der für die Bewertung von Sicherheitsfragen bei Humanmedikamenten zuständig ist, Fluorchinolone künftig nicht mehr bei leichten bis mittelschweren Infektionen einzusetzen, wenn es dafür andere Antibiotika gibt. Zudem soll verboten werden, sie vorbeugend zu verschreiben. Die Empfehlungen müssen noch vom Komitee für Humanarzneimittel der EMA verabschiedet werden.
Vielen Geschädigten gehen die Empfehlungen aber zu wenig weit, wie K. P.* aus Zürich, der selbst betroffen ist, erklärt. So fehle zum Beispiel der Hinweis auf die Gefahr von einschränkenden und lang anhal- tenden Nebenwirkungen. Positiver bewertet P. die Weisung von Swissmedic. Die Behörde veranlasste 2017, dass die Arzneimittelinformationen einheitlich auf «lang anhaltende oder dauernd beeinträchtigende unerwünschte Wirkungen» hinweisen müssen.