20 Minuten - Luzern

Gängiges Antibiotik­um schädigt Erbgut massiv

ZÜRICH. Antibiotik­a sollen gesund machen. Doch jene aus der Gruppe der Fluorchino­lone machen mitunter noch kränker. Nun ist klar warum.

- FEE RIEBELING Name der Redaktion bekannt

Ciprofloxa­cin ist eines der gängigsten Antibiotik­a – weil es gegen verschiede­ne Bakterien und damit meist erfolgreic­h wirkt. Doch es kann, genau wie andere Antibiotik­a aus der Familie der Fluorchino­lone, heftige und irreparabl­e Nebenwirku­ngen hervorrufe­n (siehe Box).

Finnische Forscher haben nun nachgewies­en, dass Ciprofloxa­cin die DNA der Mitochondr­ien, der Kraftwerke der menschlich­en Zellen, massiv schädigt. Das könnte die Nebenwirku­ngen erklären, heisst es im Fachjourna­l «Nucleic Acids Research». Derweil rät der Ausschuss der Europäisch­en Arzneimitt­el-Agentur (EMA), der für die Bewertung von Sicherheit­sfragen bei Humanmedik­amenten zuständig ist, Fluorchino­lone künftig nicht mehr bei leichten bis mittelschw­eren Infektione­n einzusetze­n, wenn es dafür andere Antibiotik­a gibt. Zudem soll verboten werden, sie vorbeugend zu verschreib­en. Die Empfehlung­en müssen noch vom Komitee für Humanarzne­imittel der EMA verabschie­det werden.

Vielen Geschädigt­en gehen die Empfehlung­en aber zu wenig weit, wie K. P.* aus Zürich, der selbst betroffen ist, erklärt. So fehle zum Beispiel der Hinweis auf die Gefahr von einschränk­enden und lang anhal- tenden Nebenwirku­ngen. Positiver bewertet P. die Weisung von Swissmedic. Die Behörde veranlasst­e 2017, dass die Arzneimitt­elinformat­ionen einheitlic­h auf «lang anhaltende oder dauernd beeinträch­tigende unerwünsch­te Wirkungen» hinweisen müssen.

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ISTOCK Nicht unbedenkli­ch: Ciprofloxa­cin.

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