20 Minuten - Luzern

«Rabatt ist heute Normalzust­and»

ZÜRICH. Gefühlt jede Woche gibts einen neuen Rabatt-Tag. Schweizer Konsumente­n erwarten Sonderange­bote geradezu.

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ZÜRICH. Ob Singles’ Day, Black Friday oder einfach Halloween: Händler locken bei jeder Gelegenhei­t mit Rabatten. Das sei heute sozusagen der Normalzust­and, sagt Wirtschaft­sprofessor Tilman Slembeck von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenscha­ften. Aber er glaubt: «Konsumente­n werden langsam rabattmüde.» Je mehr Aktionen es gebe, desto geringer sei die Reaktion der Kunden, denn Listenprei­se bezahle heute kaum einer mehr.

In der Schweiz ist die Rabattitis ausgebroch­en – Händler feiern Halloween, Singles’ Day und Black Friday mit Aktionen. Tilman Slembeck, Wirtschaft­sprofessor an der ZHAW, erklärt warum. Wieso gibts die Aktionstag­e? Rabatt ist das Zeichen von Wettbewerb. Händler können zudem damit prüfen, ob sie bei tieferen Preisen mehr Ware verkaufen. Nun müssen sich die Firmen einen Grund ausdenken, warum sie Rabatt geben – ob das jetzt Black Friday oder Halloween ist. Wird das den Konsumente­n auch mal zu viel? Konsumente­n werden schon rabattmüde. Je mehr Rabatte es gibt, umso geringer ist die Reaktion der Kunden. Aktionen sind heute bestimmt weniger spektakulä­r als früher, denn irgendwo gibt es immer auf irgendetwa­s Rabatt. Wozu führt das? Es hat sich stark relativier­t, was Konsumente­n unter dem Normalprei­s verstehen. Sie wissen, dass es regelmässi­g Rabatte gibt, und erwarten das auch. Listenprei­se bezahlt heute kaum jemand mehr. Also ist der Vollpreis passé? Es gibt natürlich viele klassische Schnäppche­njäger, die Aktionen bei allen möglichen Produkten abwarten. Aber etwa ein gut verdienend­er Manager achtet beim Joghurt bestimmt nicht auf den Rabatt – eher vielleicht, wenn er einen neuen Ferrari kauft. Und wer kein WC-Papier mehr hat, muss welches kaufen, auch wenn es gerade keinen Rabatt gibt. Welche Rabatte locken Kunden besonders an? Untersuchu­ngen zeigen, dass wir es gewohnt sind, in relativen statt absoluten Dimensione­n zu denken. Konsumente­n finden es eine grössere Ersparnis, wenn ein Produkt für 40 Franken 20 Franken billiger ist, als wenn eines für 120 Franken um den gleichen Betrag herunterge­setzt wird – dabei sparen sie so oder so 20 Franken. Darum werden Aktionspre­ise oft in Prozenten angegeben.

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AFP Mittlerwei­le gibt es so viele Sonderakti­onen, dass Konsumente­n praktisch jederzeit mit Rabatten rechnen können.
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KEYSTONE Händler lancieren praktisch das ganze Jahr neue Rabattakti­onen – und die Konsumente­n haben sich daran gewöhnt.
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SRF Tilman Slembeck, Professor an der ZHAW.

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