Unternehmer plant Lobby für Insekten
AARAU. 40 Prozent der Insekten sind gefährdet. Für sie soll jetzt eine Lobby entstehen.
«Insekten sind ein Schüsselelement unseres Ökosystems», sagt HansDietrich Reckhaus, Initiator von Insect Respect. Doch rund 40 Prozent aller Arten sind laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) gefährdet. Deshalb will Unternehmer Reckhaus jetzt eine Lobby schaffen, die sich für deren Interessen einsetzt – und zwar mit dem ersten «Tag der Insekten», der heute in Aarau stattfindet. «Würden 40 Prozent der Insekten in der Schweiz aussterben, würden wir das sehr schnell merken», sagt Reckhaus. «Drei Viertel aller Pflanzen brauchen Bestäubung, insgesamt ist ein Drittel unserer Lebensmittel davon abhängig.» Fiele fast die Hälfte der Bestäubung weg, würden Nahrungsmittel zwangsläufig teurer. Zudem seien Insekten ein wichtiger Teil der Nahrungskette, sagt er. Der amerikanische Forscher Edward Wilson habe berechnet, dass die Menschheit ohne Insekten wohl nur wenige Monate überleben würde.
Auch für Menschen nervige Insektenarten seien wichtig, sagt Reckhaus (siehe Zitate). Er will ein Umdenken bewirken: «Insekten werden von Menschen als Schädlinge wahrge nommen.» Es soll ein grösseres Bewusstsein für das Insektensterben geschaffen werden. Für dieses sei in erster Linie die Landwirtschaft verantwortlich: «Sie muss immer effizienter werden, es gibt immer mehr Monokulturen und Pestizideinsätze.» Reckhaus fordert eine Rückkehr zur biologi schen Landwirtschaft. Laut ihm ist Information der Schlüssel. Grossverteiler und Bauern seien gefragt: «Wenn die Kunden über die Vorteile biologischer und regionaler Landwirtschaft Bescheid wissen, sind sie bereit, für solche Produkte mehr zu zahlen.»
«Mücken sind ein wesentlicher Teil der Nahrungskette. Die Unterart der Bartmücke ist die einzige, die Kakaopflanzen bestäubt.» Hans-Dietrich Reckhaus
«Was viele nicht wissen: Bienen bestäuben nur rund die Hälfte der Pflanzen. Die anderen 50 Prozent machen vor allem die Fliegen.» Hans-Dietrich Reckhaus
«Wespen sind räuberische Insekten, die andere Bestände kontrollieren. Mit einem Nest im Garten gibt es weniger andere Insekten.» Hans-Dietrich Reckhaus