«Massives Versagen» im Kinderschänder-Fall
OLTEN. Sexualstraftäter William W. lebte in Freiheit. Er soll nun erneut zugeschlagen haben. Politiker fordern eine Untersuchung des Falls.
Ein Kinderschänder, der als William W. Bekanntheit erlangt hat, lebte in Freiheit, obwohl er wegen Sexualdelikten an fünf Kindern verurteilt war. Jetzt hat er offenbar erneut zugeschlagen, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Der Mann sitzt wieder in Haft: «Das Solothurner Haftgericht hat am Samstag Untersuchungshaft für einen Monat angeordnet», sagt Oberstaatsanwalt Hansjürg Brodbeck zu 20 Minuten. «Es wird abgeklärt, ob der Beschuldigte einem achtjährigen Knaben in die Hose gegriffen und ihn am Glied berührt hat.» Vor zwei Jahren wurde W. aus formaljuristischen Gründen nicht verwahrt. Er lebte nach der Entlassung aus der Strafanstalt Thorberg Ende 2016 in einem offenen Wohnheim, trotz «mittelgradiger bis hoher» Rückfallgefahr.
Laut Natalie Rickli (SVP) haben die Be hörden «massiv versagt». Die Fussfesseln, die W. als Bewährungsauflage tragen musste, hätten nichts genützt. Franziska Roth (SP): «So etwas darf einfach nicht passieren.» Das «massive Behördenversagen» müsse nun von der kantonsrätlichen Justizkommission untersucht werden.
Brodbeck kontert: «Die Staatsanwalt schaft hat zu jeder Zeit das Ziel verfolgt, weitere Delikte des Beschuldigten zu verhindern.» Laut Bundesgericht kann ein Häftling aber nur verwahrt werden, wenn eine vorgängig angeordnete therapeutische Behandlung rechtskräftig aufgehoben wurde. Dies sei bei W. aber bis heute nicht der Fall.