Deltasegler-Unfälle: Sind Regeln zu lasch?
INTERLAKEN. Nach zwei Flugunfällen wird Kritik laut. Die Zahl der tödlichen Unfälle ist höher als im Ausland.
Nach dem Vorfall mit dem ungesicherten Touristen in Interlaken kritisiert ein Hinterbliebener die Vorschriften in der Schweiz scharf. Die Zahlen stützen den Witwer einer tödlich verunfall- ten Gleitschirmfliegerin: Seit 2004 sind über 50 Piloten gestorben – massiv mehr als in Deutschland. Der Hängegleiter-Verband bezeichnet die Sicherheit in der Schweiz dennoch als hoch.
Der britische Cirque-de-SoleilArtist Adam Macpherson (36) verunglückte letzte Woche bei einem Gleitschirmakrobatikflug bei Lauterbrunnen BE tödlich. Der US-Tourist Chris Gursky stürzte bei einem Deltasegelflug in Interlaken Mitte Oktober fast ab, weil ihn der Pilot nicht gesichert hatte.
Die Fälle werfen Fragen zu den Sicherheitsvorschriften auf. Für Jared Bibler sind diese in der Schweiz absolut ungenügend. Er verlor seine Frau bei einem Absturz (siehe unten) und sieht ihren Trainer in der Verantwortung: «Es gibt keine Regeln für Lehrer und Schulen.»
Letztes Jahr starben in der Schweiz sechs Personen wegen Unfällen mit Deltaseglern und Gleitschirmfliegern. Der Hängegleiter-Verband schrieb schon 2016, es gebe «immer noch zu viele Unfälle». In Deutschland zählte der Verband von 2004 bis 2014 28 tödliche Unfälle. In der Schweiz, die nur halb so viele Piloten hat, waren es 46.
Sind die Vorschriften in der Schweiz zu lasch? In Deutschland sind gewisse Manöver verboten, Start- und Landeplätze werden strenger überprüft und Versicherungen sind restriktiver. Christian Boppart vom Schweizer Hängegleiter-Verband weist die Kritik zurück: Die Prüfungen seien streng, die Sicherheit hoch. Die niedrigen deutschen Unfallzahlen lägen auch an der Topografie. «Die Berge bringen komplexere Winde mit sich.»
Dem Bund ist es noch zu früh, aus den jüngsten Fällen Massnahmen abzuleiten. Die ausländische Gesetzgebung werde beobachtet.