Wer mit Karte zahlt, gibt oft kein Trinkgeld
ZÜRICH. Rasch die Karte hinhalten und gehen: Wer im Restaurant kontaktlos bezahlt, ist schnell – dafür gibts oft kein Trinkgeld.
Ob man im Restaurant Münzen zurücklässt oder aufs Rückgeld verzichtet – es gibt viele Arten, wie Gäste dem Servicepersonal einen Zustupf geben. Eine technische Erneuerung macht den Angestellten aber zu schaffen: Sie erhalten seltener Trinkgeld, wenn Kunden kontaktlos bezahlen. Das sagt etwa Livio Notaro, Mitglied der Geschäftsleitung von Raumzuerich, zu 20 Minuten. Die Firma betreibt mehrere Lokale. Wer nur das Kärtli hinhalte, wolle nicht noch ein Trinkgeld ins Zahlterminal eingeben.
Ein Serviceangestellter sagt 20 Minuten, er erhalte bei solchen Zahlungen geschätzt rund halb so viel Trinkgeld wie sonst. «Ich spüre das», so der Angestellte. Dem Berufsverband Hotel & Gastro Union hingegen ist das Problem nicht bekannt, wie ein Sprecher sagt. Auch «Gault Millau»Chef Urs Heller hört davon zum ersten Mal. Er findet jedoch, Trinkgeld sei angebracht – unabhängig vom Zahlungsmittel.
Manche Lokale ergreifen Massnahmen: In der Bar 63 in Zürich etwa wird das Personal speziell geschult, wie Mitinhaber Jonas Schwarz 20 Minuten sagt. Die Angestellten würden dem Kunden den Betrag mitteilen, kurz abwarten und Augenkontakt suchen. «Immer öfter rundet der Kunde dann den Betrag auf.»
In der Taxibranche, in der Trinkgelder ebenfalls üblich sind, gibts das Problem auch: «Wer mit Karte bezahlt, gibt nur selten Trinkgeld – wer kontaktlos bezahlt, so gut wie nie», sagt Georges Botonakis, Sprecher des Taxiverbands Zürich, zu 20 Minuten.