«Frauen zählen eben « Gender-Sternchen nicht dazu» hemmen den Lesefluss »
ZÜRICH. «Sprache ist Teil unseres Alltags und unserer Identität – es ist klar, dass sie aufregt», sagt Anna Rosenwasser von der Lesbenorganisation LOS. Doch Sprache sei kein Museum, sondern etwas, das sich ständig verändere. Für Rosenwasser ist klar: Belasse man die Sprache so, wie sie sei, würden Frauen und weitere Geschlechter selten mitgedacht. Verschiedene Studien hätten gezeigt, dass man eben die Frauen nicht dazuzähle, wenn man zum Beispiel «Schauspieler» sage oder schreibe. Auch «lächerliche Sprachgebilde» kann Rosenwasser nicht ausmachen: Sie findet den Gender-Gap oder den Stern ästhetisch. «Auch ein neues Wort wie ‹Selfie› war zuerst ungewohnt, jetzt ist es etabliert und niemand stört sich daran.» Sie spricht sich auch dafür aus, beim Reden zwischen männlichen und weiblichen Formen abzuwechseln. «Und Mutige können dort, wo das Sternchen stehen würde, beim Reden eine Pause machen.» Anna ZÜRICH. Jürg Niederhauser, Vizepräsident des Schweizerischen Vereins für die deutsche Sprache und Sprachwissenschaftler, teilt einige Bedenken der Petitionäre, nicht jedoch deren Absolutheitsanspruch. Natürlich solle die Sprache alle mit einschliessen. Bei einer Anrede sei die Nennung beider Geschlechter selbstverständlich. Etliche Vorschläge seien aber nicht praktikabel und beraubten die Sprache wichtiger Funktionen. «Der Begriff ‹Lernende› bezeichnet eigentlich Personen, die gerade in diesem Moment am Lernen sind, nicht Personen, die eine bestimmte Berufslehre machen.» Die Gender-Sternchen oder der Gender-Gap seien nicht nur unschön, sondern hemmten den Lesefluss und machten das Schreiben und Lesen unnötig kompliziert. Es brauche praktikable Vorschläge, so Niederhauser. «Man kann in der Hektik des Berufsalltags nicht stundenlang über einem korrekt gegenderten Wort brüten.»