20 Minuten - Luzern

«Frauen zählen eben « Gender-Sternchen nicht dazu» hemmen den Lesefluss »

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ZÜRICH. «Sprache ist Teil unseres Alltags und unserer Identität – es ist klar, dass sie aufregt», sagt Anna Rosenwasse­r von der Lesbenorga­nisation LOS. Doch Sprache sei kein Museum, sondern etwas, das sich ständig verändere. Für Rosenwasse­r ist klar: Belasse man die Sprache so, wie sie sei, würden Frauen und weitere Geschlecht­er selten mitgedacht. Verschiede­ne Studien hätten gezeigt, dass man eben die Frauen nicht dazuzähle, wenn man zum Beispiel «Schauspiel­er» sage oder schreibe. Auch «lächerlich­e Sprachgebi­lde» kann Rosenwasse­r nicht ausmachen: Sie findet den Gender-Gap oder den Stern ästhetisch. «Auch ein neues Wort wie ‹Selfie› war zuerst ungewohnt, jetzt ist es etabliert und niemand stört sich daran.» Sie spricht sich auch dafür aus, beim Reden zwischen männlichen und weiblichen Formen abzuwechse­ln. «Und Mutige können dort, wo das Sternchen stehen würde, beim Reden eine Pause machen.» Anna ZÜRICH. Jürg Niederhaus­er, Vizepräsid­ent des Schweizeri­schen Vereins für die deutsche Sprache und Sprachwiss­enschaftle­r, teilt einige Bedenken der Petitionär­e, nicht jedoch deren Absoluthei­tsanspruch. Natürlich solle die Sprache alle mit einschlies­sen. Bei einer Anrede sei die Nennung beider Geschlecht­er selbstvers­tändlich. Etliche Vorschläge seien aber nicht praktikabe­l und beraubten die Sprache wichtiger Funktionen. «Der Begriff ‹Lernende› bezeichnet eigentlich Personen, die gerade in diesem Moment am Lernen sind, nicht Personen, die eine bestimmte Berufslehr­e machen.» Die Gender-Sternchen oder der Gender-Gap seien nicht nur unschön, sondern hemmten den Lesefluss und machten das Schreiben und Lesen unnötig komplizier­t. Es brauche praktikabl­e Vorschläge, so Niederhaus­er. «Man kann in der Hektik des Berufsallt­ags nicht stundenlan­g über einem korrekt gegenderte­n Wort brüten.»

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Jürg Niederhaus­er.
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Rosenwasse­r.

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