«Pflegelernenden wird grundlos gekündigt»
ZÜRICH. Lernende klagen über prekäre Arbeitsbedingungen in der Pflege. Laut einer Expertin tragen sie die Last des Pflegenotstands.
«Manchmal arbeiten Lernende sieben Tage am Stück. Wir werden wie normale Arbeitskräfte behandelt.» L.R.* (18) *Name der Redaktion bekannt
L. R.* ist im zweiten Lehrjahr als Fachangestellte Gesundheit (FaGe). Richtig wohl fühlt sie sich in ihrer Ausbildung nicht mehr. «Manchmal arbeiten Lernende sieben Tage am Stück. Wir werden wie normale Arbeitskräfte behandelt», sagt sie. Lernende müssten sogar dann Schichten von Teammitgliedern übernehmen, wenn sie für die Schule lernen sollten. «Dass wir wegen der Schule nicht einspringen möchten, versteht niemand. Es heisst dann jeweils, wir seien hier zum Arbeiten, nicht zum Lernen», sagt R.
Und der Druck steige stetig. R. berichtet von Lernenden, denen ohne Vorwarnung und klare Begründung gekündigt wurde. «In unserer Klasse wa- ren wir zuerst 60 Leute, mittlerweile sind acht vom Lehrbetrieb entlassen worden.» Yvonne Ribi, Geschäftsführerin des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK), sagt, es sei eine Tatsache, dass der Druck in der Pflege-Praxis laufend zunehme und sich auch auf die Lernenden niederschlage. «Pflegeberufe sind sehr wichtig, aber es herrscht ein grosser Mangel an Personal.» Nationalrätin Barbara Gysi (SP) sagt: «Es ist positiv, dass in der Pflegebranche mehr Lehrstellen geschaffen wurden. Aber es ist genauso wichtig, dass es genügend ausgebildetes Personal gibt, damit nicht die Auszubildenden zu viel Verantwortung tragen müssen.»