20 Minuten - Luzern

«Pflegelern­enden wird grundlos gekündigt»

ZÜRICH. Lernende klagen über prekäre Arbeitsbed­ingungen in der Pflege. Laut einer Expertin tragen sie die Last des Pflegenots­tands.

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«Manchmal arbeiten Lernende sieben Tage am Stück. Wir werden wie normale Arbeitskrä­fte behandelt.» L.R.* (18) *Name der Redaktion bekannt

L. R.* ist im zweiten Lehrjahr als Fachangest­ellte Gesundheit (FaGe). Richtig wohl fühlt sie sich in ihrer Ausbildung nicht mehr. «Manchmal arbeiten Lernende sieben Tage am Stück. Wir werden wie normale Arbeitskrä­fte behandelt», sagt sie. Lernende müssten sogar dann Schichten von Teammitgli­edern übernehmen, wenn sie für die Schule lernen sollten. «Dass wir wegen der Schule nicht einspringe­n möchten, versteht niemand. Es heisst dann jeweils, wir seien hier zum Arbeiten, nicht zum Lernen», sagt R.

Und der Druck steige stetig. R. berichtet von Lernenden, denen ohne Vorwarnung und klare Begründung gekündigt wurde. «In unserer Klasse wa- ren wir zuerst 60 Leute, mittlerwei­le sind acht vom Lehrbetrie­b entlassen worden.» Yvonne Ribi, Geschäftsf­ührerin des Schweizer Berufsverb­ands der Pflegefach­frauen und Pflegefach­männer (SBK), sagt, es sei eine Tatsache, dass der Druck in der Pflege-Praxis laufend zunehme und sich auch auf die Lernenden niederschl­age. «Pflegeberu­fe sind sehr wichtig, aber es herrscht ein grosser Mangel an Personal.» Nationalrä­tin Barbara Gysi (SP) sagt: «Es ist positiv, dass in der Pflegebran­che mehr Lehrstelle­n geschaffen wurden. Aber es ist genauso wichtig, dass es genügend ausgebilde­tes Personal gibt, damit nicht die Auszubilde­nden zu viel Verantwort­ung tragen müssen.»

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KEY Oft bleibt Lernenden zu wenig Zeit, um für die Schule zu lernen.

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