20 Minuten - Luzern

Identitäts­klau im ÖV – Bussen für Unschuldig­e

ZÜRICH. Ein Autofahrer erhielt zu Unrecht eine ÖVBusse. Dass Schwarzfah­rer falsche Personalie­n angeben, passiert oft.

- BETTINA ZANNI

Ein Autofahrer erhält eine Busse wegen Schwarzfah­rens – doch im ÖV war er gar nie unterwegs. Jemand hatte bei einer Billettkon­trolle die Personalie­n des 28-Jährigen angegeben. Schwarzfah­rer klauen im Schnitt mindestens einmal pro Tag Identitäte­n unschuldig­er Personen. «Veröffentl­ichen Sie auf Social Media Ihr Geburtsdat­um nicht», sagt ein Datenschüt­zer.

Aus heiterem Himmel flatterte R. G.* eine Busse von 100 Franken in den Briefkaste­n. Mit einem Bus von Bernmobil soll er kürzlich schwarz in Richtung Ostermundi­gen BE gefahren sein. «Ich war völlig überrascht. Seit ich den Führerausw­eis habe, bin ich gar nie mehr mit dem ÖV gefahren», sagt der 28-jährige Bieler. Um seine Unschuld zu beweisen, habe er eine Handschrif­tenprobe abgeben müssen. Er habe eine Person in Verdacht, die seine Daten missbrauch­t haben könnte, so G. «Es muss jemand sein, den ich kenne und der meine Adresse kennt, etwa ein Facebook-Freund.» G. erstattet nun eine Anzeige gegen unbekannt.

Dass ÖV-Passagiere ohne Billett unschuldig­e Personen anschwärze­n, ist keine Seltenheit. «Durchschni­ttlich einmal pro Tag missbrauch­en Schwarzfah­rer die Angaben von Personen», sagt Katharina Merkle, Medienspre­cherin von Postauto. Möglich ist das, weil in der Schweiz keine Pflicht besteht, einen Ausweis auf sich zu tragen. Häufig würden Schwarzfah­rer Bekannte anschwärze­n. Während die SBB keine Statistik führt, registrier­en Bernmobil und die Basler Verkehrs-Betriebe monatlich zwei bis drei Fälle von Namensmiss­brauch. Karin Blättler, Präsidenti­n von Pro Bahn, bezeichnet das Angeben von falschen Personalie­n als «kein Kavaliersd­elikt mehr». Eine Ausweispfl­icht im ÖV würde das Problem laut Blättler beheben. Die Umsetzbark­eit sei aber zu bezweifeln.

*Name der Redaktion bekannt

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KEYSTONE Billettkon­trolle in einer Zürcher S-Bahn.

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