Der Schweizer Affen-Retter
ZÜRICH. Der Chirurg Andreas Messikommer operiert in Sumatra Tiere, die verletzt wurden. Er erzählt von seiner Arbeit.
Andreas Messikommer (68) ist orthopädischer Chirurg und rettet Affen das Leben. Schon 21-mal hat er auf Sumatra unsere tierischen Verwandten operiert. Erst vor kurzem entfernte er 74 Luftgewehrkugeln aus dem Körper eines OrangUtan-Weibchens. «Diese Boshaftigkeit der Menschen erschüttert mich», sagt er, «das ist Tierquälerei.» Im Gespräch mit 20 Minuten verrät Messikommer, was die Operationen schwierig macht und was ihn antreibt.
Die Röntgenbilder der OrangUtan-Dame Hope, die von 74 Luftgewehrgeschossen getroffen worden war, schockierten und gingen um die Welt. Das 30-jährige Tier wurde vorletzte Woche in die Auffang- und Pflegestation des SumatraOrang-Utan-Schutzprogramms (SOCP) eingeliefert. Ihr Kleines überlebte nicht. Neben Hope erreichte auch das dreimonatige Affenbaby Brenda die Station der Schweizer Stiftung Paneco: Es hatte in Gefangenschaft einen Oberarmbruch erlitten.
In je sechsstündigen Operationen half Andreas Messikommer (68) den beiden wieder auf die Beine: «Die Operationen verliefen gut und den Orang-Utans geht es den Umständen entsprechend gut», sagt er zu 20 Minuten. Messikommer, eigentlich Humanorthopäde, operierte bereits 21mal einen Affen, um das Team von Paneco zu unterstützen. Es sei ihm wichtig, seine eigene Person nicht in den Vordergrund zu stellen. Messikommers Motivation ist folgende: «Ich möchte einer vom Aussterben bedrohten Spezies helfen, die lange vor uns da war.»
Die Schicksale der beiden Orang-Utans sind keine Einzelfälle. Durch Regenwaldrodung wird der Lebensraum der Tiere immer kleiner. Messikommer bedauert, dass die von ihm operierten Verletzungen fast alle von Menschen stammen: «Diese Boshaftigkeit der Menschen erschüttert mich. Im Fall von Hope und Brenda kann man klar von Tierquälerei sprechen.» Man müsse aber auch berücksichtigen, dass in Indonesien grosse soziale Ungerechtigkeit herrsche und der Verkauf eines Orang-UtanBabys Familien ermögliche, ihre Kinder weitere zwei Jahre zur Schule zu schicken. Knapp eine Woche nach seiner Rückkehr aus Sumatra flog Messikommer letzte Woche wieder hin, um einem Menschenaffen zu helfen.