Eltern-Kind-Büro kommt in die Schweiz
ZÜRICH. Ein Eltern- KindBüro mit Spielecke für den Notfall: Was im Ausland weit verbreitet ist, gibt es jetzt auch in der Schweiz.
Erwerbstätige Eltern kennen die Situation: Die Betreuung für den Nachwuchs fällt kurzfristig aus. Was nun? Discounter Lidl hat für solche Situationen seit kurzem eine Lösung: Im Hauptsitz in Weinfelden können die Angestellten im Notfall das Eltern-Kind-Zimmer buchen. Das Büro mit Spielecke gibt es seit Januar. Es hat zwei Arbeitsplätze und beinhaltet ein Kinderbett, Spielzeug, einen Sessel zum Stillen und Stillkissen sowie einen Vorhang für die Privatsphäre. «Unser Ziel ist es, eine optimale Unterstützung für erwerbstätige Eltern zu bieten», sagt Lidl-Sprecherin Corina Milz zu 20 Minuten. Das Büro werde von Müttern und Vätern gleichermassen mehrmals wöchentlich oder teils täglich gebucht.
Hartmut Schulze, Arbeitspsychologe an der FHNW, findet die Idee gut. Dennoch: «Sie ist nur für Not- oder Übergangssituationen geeignet.» Aus Studien wisse man, dass Menschen, die sich voll auf die Arbeit konzentrierten, nicht gleichzeitig ein Kind betreuen könnten. In der Schweiz steht Lidl mit dem Konzept ziemlich allein da. Swisscom, Microsoft oder Ikea kennen das ElternKind-Büro nicht. Auch die Zurich kann keine solche Notlösung bieten – obwohl der Versicherer im Ausland mehrere Standorte mit Eltern-Kind-Büros betreibt. Als Grund, dass es diese Möglichkeit hier nicht gibt, nennt eine Zurich-Sprecherin das flexible Arbeitsmodell der Schweizer Angestellten. «Fällt die Kinderbetreuung kurzfristig aus, können die Mitarbeitenden auch von zu Hause aus arbeiten.»
Tatsächlich ist das ElternKind-Büro im Ausland verbreiteter. Angestellte in Deutschland können bei Otto, SAP, Thyssen-Krupp oder beim Energieanbieter EWE ihre Kinder mit an den Arbeitsplatz nehmen.