Mit dem Zug nach Deutschland? Lieber nicht
BERLIN. Mit dem Zug nach Deutschland zu reisen, ist ein Abenteuer: Es warten Zugausfälle, kaputte Toiletten und Verspätungen. Das soll sich nun ändern.
Es klingt wie ein Witz: Weil sich ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn (DB) am Sonntag krankgemeldet hatte, konnten ICEZüge den Flughafen und den Hauptbahnhof Mainz stundenlang nicht anfahren. Ein Einzelfall ist das aber nicht: So sprach ein Aufsichtsrat von einer «Katastrophenveranstaltung». Das alles läuft schief:
• Pünktlichkeit: Im März waren 22 Prozent der Fernverkehrszüge der DB mit mindestens fünf Minuten Verspätung unterwegs. Zum Vergleich: Bei der SBB betrug der entsprechende Pünktlichkeitswert in den letzten vier Wochen 7 Prozent.
• Ausfälle und Umleitungen: In den ersten drei Monaten des Jahres wurden 900 Fernverkehrszüge der DB ersatzlos gestrichen. Jeden Tag muss die SBB durchschnittlich vier bis fünf Züge durch eigenes, oft älteres Rollmaterial ersetzen.
• Komfort: 59 Toilettenstörungen und 82 Defekte in Bordrestaurants wurden bei den deutschen ICEs täglich registriert. Pendler beschweren sich über kaputte Steckdosen und Klimaanlagen sowie umgekehrte Wagenreihung.
• Schulden: Die Schulden der DB sind mit fast 20 Milliarden Euro auf einem Rekordhoch. Allerdings: Auch die deutlich kleinere SBB hatte letztes Jahr Nettoschulden von 8,6 Milliarden Franken.
• Bahnhöfe: Im Vergleich zu Schweizer Bahnhöfen wirken ihre deutschen Pendants oft schäbig und veraltet. Von einem Wechselspiel zwischen «Symbolen der Moderne» und «stinkenden Baracken» schrieb die «Süddeutsche Zeitung». Ähnliches hat die Allianz pro Schiene festgestellt: Insbesondere die kleineren Bahnhöfe seien in einem unbefriedigenden Zustand.