«Diese Kissen könnten den IS-Chef zu Fall bringen»
LONDON. Der Chef des Islamischen Staats zeigt sich nach Jahren in einem Video. David Videcette, Ex- Detective von Scotland Yard, zu den Ermittlungen:
Herr Videcette, was lässt sich aus dem jüngsten Video von Abu Bakr al-Baghdadi lesen? Ich kann Ihnen versichern: Mehrere Leute der US- und britischen Geheimdienste beschäftigen sich ausschliesslich mit dem Muster der Stoffkissen, die zu sehen sind. Oder mit der Matratze, auf der er sitzt. Andere werden sich nur mit seiner Kleidung beschäftigen. Sie werden die Produzenten kontaktieren und sich nach den Absatzmärkten erkundigen sowie Lieferanten und Verkäufer besuchen, um herauszufinden, wer wo und wann solche Hosen, ein solches Veston oder diese Socken gekauft haben könnte. So etwas könnte ihn zu Fall bringen.
Sind Kissen und Matratzen zuverlässige Hinweise auf einen Standort?
Nicht für sich allein genommen. Doch Baghdadi hat sich etwa den Bart gefärbt, so wie einst der Prophet Mohammed. Wo hat er das Färbemittel her? Dem wird bestimmt nachgegangen. Der IS zerstört zudem offenbar jeden Ort, an dem sich Baghdadi aufgehalten hat, um alle Spuren zu vernichten. Nach dem jüngsten Video werden sich Analysten Satellitenaufnahmen des fraglichen Zeitpunkts anschauen und nach Feuern und Rauchsäulen Ausschau halten. Osama Bin Laden versteckte sich acht Jahre lang. Gelingt das auch dem IS-Chef?
Bin Laden versteckte sich an einem Ort, den wir genau kannten. Das ist das Verrückte daran: Er wurde von Pakistan beschützt. Insofern sehe ich Parallelen zu Baghdadi: Wie Bin Laden zeigt er uns, dass wir ein Stück weit machtlos sind und er genug Unterstützung durch eine Regierung oder die lokale Bevölkerung geniesst, dass er immer wieder verschwinden kann. Ich wäre aber nicht überrascht, wenn das neueste Video von Baghdadi für mehrere Jahre auch das letzte von ihm sein würde.