Konfibrot und Schoggimilch für mein Blut
An einem warmen Julimorgen suche ich ein Blutspendezentrum in Zürich auf. Es riecht nach Desinfektionsmittel. Die rund 20 Liegen sind fast alle leer. Es hat mehr Personal als Spender im Raum. Alle in den Ferien, sagt die Pflegefachfrau.
Sie pikst mir für eine Blutkontrolle in den Finger und drückt mir einen Fragebogen in die Hand: Nein, ich bin nicht tätowiert, trage kein permanentes Make-up und habe weder Piercings noch ein sexuelles Risikoverhalten. Ich bin volljährig, über 50 Kilo, gesund und war in den letzten sechs Monate nicht in einem Malariagebiet.
Zur Stärkung solle ich mich am Buffet bedienen, heisst es: Kaffee, Fruchtsäfte, Äpfel, Riegel, Joghurts und Sandwiches stehen kostenlos bereit. Ich schmiere mir ein Konfibrot und trinke eine Schoggimilch. Mein Blick wandert zur Geschenkvitrine: Wer zum ersten Mal Blut spendet, erhält eine Pflasterbox, bei der 50. Spende eine Geldbörse aus Nappaleder und zur 250. Spen
de gibt es ein Messerset von Victorinox. Denn im Gegensatz zu Deutschland oder den USA erhalten Spender hierzulande kein Geld für ihr Blut, auch wenn die Spenden seit Jahren abnehmen. «Würden Menschen aufgrund einer finanziellen Notlage Blut spenden, wäre das nicht zu verantworten», halten die Blutspendedienste des Schweizerischen Roten Kreuzes fest. Gleich soll mir eine Pflegefachfrau mit einer dicken Nadel die Vene in der Armbeuge punktieren und mir innerhalb von zehn Minuten einen halben Liter Blut entnehmen. Ich frage mich, in wessen Adern mein Blut wohl fliessen wird. In die eines Unfallopfers? Oder eines Krebspatienten? Doch dann schüttelt die Ärztin den Kopf.
Der Blutdruck ist zu tief. Ich würde nach der Blutentnahme wohl zusammenklappen. Auch ein zweiter Versuch drei Wochen und zwei Tassen starker Kaffee später scheitert. Ich beschliesse, in Zukunft nun wirklich mehr zu trinken und endlich wieder Sport zu treiben.