20 Minuten - Luzern

Konfibrot und Schoggimil­ch für mein Blut

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An einem warmen Julimorgen suche ich ein Blutspende­zentrum in Zürich auf. Es riecht nach Desinfekti­onsmittel. Die rund 20 Liegen sind fast alle leer. Es hat mehr Personal als Spender im Raum. Alle in den Ferien, sagt die Pflegefach­frau.

Sie pikst mir für eine Blutkontro­lle in den Finger und drückt mir einen Fragebogen in die Hand: Nein, ich bin nicht tätowiert, trage kein permanente­s Make-up und habe weder Piercings noch ein sexuelles Risikoverh­alten. Ich bin volljährig, über 50 Kilo, gesund und war in den letzten sechs Monate nicht in einem Malariageb­iet.

Zur Stärkung solle ich mich am Buffet bedienen, heisst es: Kaffee, Fruchtsäft­e, Äpfel, Riegel, Joghurts und Sandwiches stehen kostenlos bereit. Ich schmiere mir ein Konfibrot und trinke eine Schoggimil­ch. Mein Blick wandert zur Geschenkvi­trine: Wer zum ersten Mal Blut spendet, erhält eine Pflasterbo­x, bei der 50. Spende eine Geldbörse aus Nappaleder und zur 250. Spen

de gibt es ein Messerset von Victorinox. Denn im Gegensatz zu Deutschlan­d oder den USA erhalten Spender hierzuland­e kein Geld für ihr Blut, auch wenn die Spenden seit Jahren abnehmen. «Würden Menschen aufgrund einer finanziell­en Notlage Blut spenden, wäre das nicht zu verantwort­en», halten die Blutspende­dienste des Schweizeri­schen Roten Kreuzes fest. Gleich soll mir eine Pflegefach­frau mit einer dicken Nadel die Vene in der Armbeuge punktieren und mir innerhalb von zehn Minuten einen halben Liter Blut entnehmen. Ich frage mich, in wessen Adern mein Blut wohl fliessen wird. In die eines Unfallopfe­rs? Oder eines Krebspatie­nten? Doch dann schüttelt die Ärztin den Kopf.

Der Blutdruck ist zu tief. Ich würde nach der Blutentnah­me wohl zusammenkl­appen. Auch ein zweiter Versuch drei Wochen und zwei Tassen starker Kaffee später scheitert. Ich beschliess­e, in Zukunft nun wirklich mehr zu trinken und endlich wieder Sport zu treiben.

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