USA ziehen Truppen ab – IS-Familien fliehen aus Lager
ANKARA. Die türkische Armee setzt ihre Offensive in Syrien fort. Eine Schweizer Politikerin will das Freihandelsabkommen mit der Türkei sistieren.
Die USA wollten «so rasch und sicher wie möglich» weitere Truppen – angeblich rund 1000 Mann – aus Syrien abziehen, sagte gestern Verteidigungsminister Mark Esper. Es bestehe die Gefahr, dass die USA zwischen zwei gegeneinander in Nordsyrien vorrückende Armeen gerieten.
Das sorgt für neue Angst in den vom Vormarsch betroffenen kurdischen Gebieten, denn die Türkei will noch weiter ins Land vorstossen als bisher bekannt und hat ihre Angriffe intensiviert – mit ungewollten Folgen: Laut Berichten konnten gestern rund 100 Angehörige von ISKämpfern aus einem Lager fliehen, nachdem dieses von der türkischen Luftwaffe bombardiert worden war. Insgesamt sind in der Region bereits 130 000 Menschen auf der Flucht vor den Kampfhandlungen. Die Sorge vor einer neuen humanitären Katastrophe wächst weltweit.
Gemäss türkischen Angaben eroberte die Armee gestern die Stadt Tall Abyad und kontrolliert die wichtige Überlandstrasse M4. Auch das Zentrum von Ras alAin sei unter Kontrolle. Doch laut Aktivisten eroberten die SDF die meisten Stadtteile zurück.
Politisch wächst der Druck auf Erdogan: Mehrere Länder sistierten ihre Waffenlieferungen, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel forderte Erdogan zum sofortigen Stopp der Militäroffensive auf. Dieser Tage will auch die EU über Sanktionen gegen die Türkei beraten, USPräsident Trump behält sich ebenfalls Schritte vor. Und auch Schweizer Politiker sehen Handlungsbedarf: SPNationalrätin Jacqueline Badran etwa fordert vom Bundesrat die sofortige Sistierung des Freihandelsabkommens mit der Türkei.