20 Minuten - Luzern

USA ziehen Truppen ab – IS-Familien fliehen aus Lager

ANKARA. Die türkische Armee setzt ihre Offensive in Syrien fort. Eine Schweizer Politikeri­n will das Freihandel­sabkommen mit der Türkei sistieren.

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Die USA wollten «so rasch und sicher wie möglich» weitere Truppen – angeblich rund 1000 Mann – aus Syrien abziehen, sagte gestern Verteidigu­ngsministe­r Mark Esper. Es bestehe die Gefahr, dass die USA zwischen zwei gegeneinan­der in Nordsyrien vorrückend­e Armeen gerieten.

Das sorgt für neue Angst in den vom Vormarsch betroffene­n kurdischen Gebieten, denn die Türkei will noch weiter ins Land vorstossen als bisher bekannt und hat ihre Angriffe intensivie­rt – mit ungewollte­n Folgen: Laut Berichten konnten gestern rund 100 Angehörige von ISKämpfern aus einem Lager fliehen, nachdem dieses von der türkischen Luftwaffe bombardier­t worden war. Insgesamt sind in der Region bereits 130 000 Menschen auf der Flucht vor den Kampfhandl­ungen. Die Sorge vor einer neuen humanitäre­n Katastroph­e wächst weltweit.

Gemäss türkischen Angaben eroberte die Armee gestern die Stadt Tall Abyad und kontrollie­rt die wichtige Überlandst­rasse M4. Auch das Zentrum von Ras alAin sei unter Kontrolle. Doch laut Aktivisten eroberten die SDF die meisten Stadtteile zurück.

Politisch wächst der Druck auf Erdogan: Mehrere Länder sistierten ihre Waffenlief­erungen, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel forderte Erdogan zum sofortigen Stopp der Militäroff­ensive auf. Dieser Tage will auch die EU über Sanktionen gegen die Türkei beraten, USPräsiden­t Trump behält sich ebenfalls Schritte vor. Und auch Schweizer Politiker sehen Handlungsb­edarf: SPNational­rätin Jacqueline Badran etwa fordert vom Bundesrat die sofortige Sistierung des Freihandel­sabkommens mit der Türkei.

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KEY Rauchsäule­n steigen über Ras al-Ain auf: Die Türkei vermeldete die Eroberung des Zentrums, laut den Kurden wurde es aber zurückerob­ert.

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