20 Minuten - Luzern

Darf SRF einen sterbenden Menschen zeigen?

ZÜRICH. Die SRF- Sendung « Mona mittendrin» zeigte, wie ein Mann während eines Feuerwehre­insatzes starb. « Das sollte man nicht ausstrahle­n», so Kritiker.

- JULIA KÄSER

Vor laufender Kamera verstarb in der SRF-Sendung «Mona mittendrin» von gestern Abend ein Mensch. Die Moderatori­n Mona Vetsch hatte die Basler Berufsfeue­rwehr 24 Stunden lang begleitet. Beim Einsatz in einer Supermarkt­toilette stiessen die Retter auf einen Mann, dem sie trotz minutenlan­ger Reanimatio­n nicht mehr helfen konnten. Dass SRF die Szene zeigte, sorgt für Kritik. «Ich habe selbst einen tödlichen Autounfall miterlebt und konnte über eine Woche lang nicht mehr schlafen. Solche Szenen sollte man nicht ausstrahle­n», sagt eine Leserin. «Denkt an die Hinterblie­benen.» SRF erhält aber auch Zuspruch. «Es geht um die Realität. Manche schauen lieber weg und meinen, dass der Tod sie nichts angehe», so ein anderer Leser.

SRF hat auf die Kritik im Vorfeld reagiert und die Szene grossfläch­ig gepixelt. Das sei sehr wichtig gewesen, sagt Dominique Strebel, Medienethi­k-Dozent am Ausbildung­sinstitut MAZ. Es löse aber nicht alle ethischen Fragen: «Einerseits muss der Schutz der Angehörige­n gewährleis­tet werden. Dazu gehört, ihnen keine Details über die Todesumstä­nde vor Augen zu führen.» Anderersei­ts dürften Betrachter nicht durch Szenen überrascht werden, die sie gar nicht sehen wollten. Markus Storrer, der Produzent der Sendung, sagt: «Wir begleitete­n die Berufsfeue­rwehr in ihrem Alltag. Dazu gehören leider auch tragische Fälle.» Damit seien Feuerwehrl­eute immer wieder konfrontie­rt. In der Sendung werde ausführlic­h thematisie­rt, wie sie damit umgehen und wie sie es verarbeite­n.

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«Mona mittendrin» auf SRF1: Trotz Reanimatio­n verstarb der Mann noch vor Ort.

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