So leben IS-Kämpfer im Gefängnis in Syrien
HASAKA. In Gefängnissen in Nordsyrien sind noch Tausende IS- Kämpfer inhaftiert. 20 Minuten besuchte eines.
«Wenn Sie mit Gefangenen reden», sagt Robar (30), «sagen Sie ihnen nichts über den Tod von IS-Chef al-Baghdadi oder die türkische Offensive. Die Männer wissen von alldem nichts.» Der Chef des Gefängnisses im nordsyrischen Hasaka erklärt: «Wir wissen nicht, wie die Gefangenen auf solche Nachrichten reagieren würden. Gut möglich, dass sie meutern und auszubrechen versuchen würden.»
Einst nutzte der IS die ehemalige Schule als Basis. Jetzt sitzen 5000 islamistische Kämpfer hier auf drei Stockwerken hinter Gittern: Jeweils 50 oder 100 Männer liegen dicht gedrängt in einer Zelle. IS-Anhänger aus rund 30 Nationen sind hier inhaftiert – auch viele Westeuropäer, die wegen der türkischen Offensive aus anderen Gefängnissen nach Hasaka geschafft wurden. «Es ist als Hochsicherheitsgefängnis konzipiert, weil auch viele hohe ISLeute hier sind», sagt Robar. Die meisten seien im Frühling in Baghuz festgenommen worden. Wer dem IS bis dorthin gefolgt war, zählt meist zu den hartgesottensten Jihadisten.
Vor wenigen Monaten war der Besuch eines solchen Gefängnis noch undenkbar. Jetzt aber wollen die Kurdenmilizen, dass die Welt sieht, wie gefährlich und labil die Lage ist. «Wegen der türkischen Offensive mussten wir Wachpersonal abziehen und an die Front verlegen. Die Gefangenen warten nur auf eine Gelegenheit zum Ausbruch.»
Erst vor einem Monat sei es fast zur Katastrophe gekommen. Ein Häftling gab vor, krank zu sein. Als ein Wärter ihn aus der Zelle holen wollte, überwältigten ihn andere Gefangene und versuchten, alle Zellen aufzuschliessen. «Wir bekamen die Lage wieder in den Griff», sagt Robar. Aber diese Gefangenen sind tickende Zeitbomben.»