Geld fürs Essen fehlt: Betroffene erzählen
ZÜRICH. In der Schweiz stürzt Corona selbst Menschen in finanzielle Nöte, die vorher nicht bedürftig waren. Alessandro Menna vom Verein Siidefade erzählt.
Herr Menna, kürzlich standen in Genf über 2500 Bedürftige für Grundnahrungsmittel an. Darunter waren vor allem SansPapiers. Wen treibt die CoronaKrise sonst noch in die Armut? Wir erhalten seit Beginn der Krise deutlich mehr Anfragen von in der Schweiz wohnhaften Personen, die wegen der CoronaKrise erstmals in die Armut rutschen. Eine solche Armutswelle hat unser Verein in der Schweiz noch nie erlebt. Betroffene, die sich an uns wenden, unterstützen wir unter anderem beim Antrag für die Winterhilfe, die Gutscheine für die Überbrückung ausstellt. Wenn es wirklich akut ist, springen wir mit der Soforthilfe in die Bresche und versorgen die Betroffenen mit Lebensmitteln mittels unseres Helfernetzwerks.
Was ist mit den Menschen passiert, die jetzt vor dem finanziellen Abgrund stehen? Betroffen sind meist Personen, die vor der Corona-Krise knapp über dem Existenzminimum lebten. Die Kurzarbeit mit deutlich weniger Lohn oder ein Stellenverlust gab ihnen den Rest. Plötzlich mit drohender Armut konfrontiert sind auch Personen, die selbstständig waren und in der Corona-Krise ihre Aufträge verloren haben. Also auch Leute, die vorher gut über die Runden kamen, brauchen Essenspakete. Auch viele Junge sind in eine Notsituation geraten, weil sie noch kein finanzielles Polster angelegt haben.
Angestellte welcher Branchen sind besonders betroffen?
Am meisten betroffen sind Angestellte aus der Gastro-, Event-, Reise- und Tourismusbranche.
Unternimmt der Bund genug für Bürger, die von der CoronaKrise hart getroffen werden?
Der Bund hat schnell und unbürokratisch Unterstützung in die Wege geleitet, damit Firmen und Arbeitsstellen erhalten bleiben. Wir wünschen uns, dass er künftig auch gemeinnützige Vereine unterstützt, die sich schon vor der Krise für Armutsbetroffene engagierten.