Mulmiges Gefühl im ÖV: Was tun?
BERN. Die Züge werden voller. Die Verkehrsbetriebe setzen auf Eigenverantwortung und Solidarität und wollen nicht Polizei spielen.
Am 11. Mai werden viele, die bisher im Homeoffice arbeiteten, an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Zwar werden auch Bahn und Bus wieder fast normal fahren, doch ÖV-Vertreter und Politiker bezweifeln, dass die Distanzregeln dann noch eingehalten werden können. Ein Ausbau der Kapazität kommt laut den Verkehrsbetrieben trotzdem nicht infrage. Sie appellieren an die Eigenverantwortung und Solidarität der Fahrgäste.
Zwei Meter Abstand halten – und sonst Maske aufsetzen: So wollen SBB und Postauto das Virus im ÖV eindämmen, wenn am Montag wieder mehr Züge, Busse und Trams verkehren. «Das ÖV-Schutzkonzept macht das Reisen möglichst sicher», heisst es bei der SBB.
Nationalrat Bastien Girod (Grüne) hat diesbezüglich Zweifel: «Das Social Distancing kann bereits jetzt nicht mehr eingehalten werden», twitterte er. Postauto schreibt sogar auf seiner Website offen: «In vielen Postautos kann die Distanzregel wohl nicht eingehalten werden. Deshalb gibt es die dringende Empfehlung, eine Schutzmaske zu tragen.»
Frank Zimmermann von der Interessensgemeinschaft ÖV empfiehlt den Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten und nicht im Wartehäuschen, sondern im Freien zu warten. Die Pendler sollten darauf achten, sich gut zu verteilen: «Im Zug steigt ein Teil der Leute besser vorne oder hinten ein, wo es weniger voll ist.» Es könne auch sinnvoll sein, mal einen vollen Bus fahren zu lassen und den nächsten zu nehmen, was aber für Arbeitspendler schwierig sei. Das nationale Schutzkonzept fordert die Passagiere auf, nach Möglichkeit auf, schwach frequentierte Nebenverkehrszeiten auszuweichen.
Er appelliert an den gesunden Menschenverstand: «Kritische Situationen wird es immer geben. Wir müssen mit dem Virus leben.»