20 Minuten - Luzern

«In der Coronaviru­s-Krise gehört die 1. Klasse abgeschaff­t»

BERN. Ab Montag wird Social Distancing im ÖV schwierig – braucht es eine Öffnung der 1. Klasse für Risikogrup­pen oder für alle Reisenden?

- LENA STADLER

Die Corona-Lockerunge­n zeigen sich im Schienenve­rkehr: Das Angebot wird laufend ausgebaut, trotzdem werden die Züge voller. Das wird sich ab dem 11. Mai noch verstärken, wenn alle Läden wieder öffnen und mehr Pendler zur Arbeit fahren. ÖV-Vertreter und Politiker bezweifeln, dass die Distanzreg­elung dann noch eingehalte­n werden kann (20 Minuten berichtete).

Immunologe Beda Stadler hat einen unkonventi­onellen Lösungsans­atz für das Platzprobl­em: «Einzelne Wagen müssen für Risikopati­enten zur Verfügung gestellt werden. Es ist unfair, dass sich die Risikogrup­pe entweder daheim einsperren oder sonst einen Aufschlag für die 1. Klasse zahlen muss.» Stadler ist aber gegen eine Öffnung der 1. Klasse für alle: «Die Durchmisch­ung von jungen Pendlern ist kein Problem. Im Gegenteil: Es wäre gut, wenn wir die Durchseuch­ung möglichst schnell erreichen würden.» Der Aufwand für die SBB sei überschaub­ar: «Sie müsste einfach Zettel an die Fenster kleben, wie sie es bei Reservatio­nen tut. Die Kosten sind vernachläs­sigbar, wenn man das gesamte Defizit in der

Krise anschaut. Man muss nicht der Risikogrup­pe Geld abzwacken.»

Die Juso sind bei der Klassenfra­ge anderer Meinung. Sie forderten längst die Aufhebung der 1. Klasse. In der Krise gewinnt dieses Anliegen an Aktualität: Präsidenti­n Ronja Jansen: «Es ist absurd, wenn der Schutz im ÖV vom Portemonna­ie abhängt. Die 1. Klasse gehört abgeschaff­t, ganz besonders jetzt.» Es sei stossend, dass oft die Hälfte der Züge mit Wagen der 1. Klasse ausgestatt­et seien: «Das zeigt, dass wirtschaft­liche Interessen stärker gewichtet werden.»

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Ab nächster Woche werden wieder mehr Pendler unterwegs sein – die Juso fordern daher

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