20 Minuten - Luzern

«Prostituie­rte werden gedrängt, wieder Kunden zu empfangen»

ZÜRICH. Lara (34) arbeitet seit über zehn Jahren als Prostituie­rte. Seit Mitte März steht ihre Branche still. Nun drängen Bordellbet­reiber und Freier auf eine rasche Öffnung.

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«Die Bordellbet­reiber klagen in den Medien über ihre Situation und fordern in einer Petition, ihre Salons wieder öffnen zu dürfen. Wir Frauen, die ihnen das Geld heranschau­feln sollen, werden dabei mit keinem Wort erwähnt!», schimpft Lara*. Die 34-Jährige arbeitet seit über einem Jahrzehnt als Sexarbeite­rin und setzt sich gegen eine Lockerung der Coronaviru­s-Massnahmen im Rotlichtmi­lieu ein. «Ohne mit der Wimper zu zucken, sollen Sexarbeite­rinnen den enormen Gefahren des Virus ausgesetzt werden. Bei jeder Ladenkasse schützt inzwischen eine Glasscheib­e die Kassierer vor einer Tröpfcheni­nfektion – wir aber werden gedrängt, ohne ausreichen­den Schutz Kunden zu empfangen», so die Ostschweiz­erin.

Tatsächlic­h setzen sich seit den Lockerunge­n des Lockdowns mehrere Bordellbes­itzer für eine Öffnung mit Schutzkonz­epten ein. «Man könnte einfach alle Frauen jeden Tag und sämtliche Gäste mit Corona-Schnelltes­ts testen», sagte etwa Ingo Heidbrink, zu dessen Bordellimp­erium unter anderem das Globe in Schwerzenb­ach gehört. Eine weitere Idee war die Arbeit mit Schutzmask­en. Auch Staranwalt Valentin Landmann beteiligte sich an der Diskussion und

«Wenn Personen auf Kulanz und Goodwill von Arbeitgebe­nden oder Kunden angewiesen sind, steigt das Risiko einer späteren Ausbeutung, weil argumentie­rt werden könnte, dass sie nun etwas schuldig sind», erklärt Lelia Hunverlang­te eine Öffnung der Erotiksalo­ns auf Juni: «Kein Gewerbe darf über die absolute Notwendigk­eit hinaus eingeschrä­nkt werden.»

Lara hält von diesen Vorschläge­n allerdings nichts. Sie fragt sich: «Ist unsere Gesundheit denn wirklich so wenig wert? Herr Landmann vertritt die Interessen der Bordelle, nicht die der Frauen.» Wenn man mit einem Kunden in einem geschlosse­nen Zimmer sei, bringe die Maske sowieso nichts, da wichtige Dienstleis­tungen wie Küssen oder Oralverkeh­r damit unmöglich seien. ziker, Geschäftsf­ührerin der Fachstelle für Frauenhand­el und Frauenmigr­ation (FIZ). Es sei daher sehr wichtig, dass die Personen alternativ­e Unterstütz­ung bekämen und bald wieder legal gearbeitet werden dürfe, so Hunziker.

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