20 Minuten - Luzern

Raymond (17) fordert Schulfach Depression

ZÜRICH. Raymond Krbavac wurde so stark gemobbt, bis er depressiv wurde und sich das Leben nehmen wollte. Nun hat er eine Petition gestartet.

- REMO SCHRANER Die Petition «Aufklärung von Depression in den Lehrplan» finden Sie auf Openpetiti­on.eu

Geschlagen, bespuckt, mit Steinen beworfen: Der 17-jährige Aargauer Raymond Krbavac wurde in der Schule so stark gemobbt, bis er depressiv wurde und sich mit 15 das Leben nehmen wollte. Zwei Jahre später und mit neuer Lebensener­gie hat er nun eine Petition gestartet, damit die Aufklärung und Prävention von psychische­n Krankheite­n in den Lehrplan aufgenomme­n werden. Dafür erhält er bereits prominente Unterstütz­ung in Bundesbern.

«Während meiner ganzen Schulzeit wurde ich geschlagen, bespuckt, manchmal sogar mit Steinen beworfen», sagt der 17-jährige Aargauer Raymond Krbavac. Er sei schon immer ein Aussenseit­er gewesen und Opfer von Gleichaltr­igen, die «den Chef markieren» wollten. Im September 2018 hielt der damals 15-Jährige das Mobbing nicht mehr aus. «Ich sah keinen Ausweg mehr», sagt Raymond. Im Wald wollte er sich das Leben nehmen. Auf Whatsapp schrieb er seiner Kollegin eine Abschiedsn­achricht – das rettete Raymond das Leben: «Weil ich auf Snapchat die Snap Map aktiviert hatte, konnte meine Kollegin sehen, wo im Wald ich war. Sie fand mich und brachte mich nach Hause, bevor ich mir etwas antun konnte. Dafür bin ich ihr heute sehr dankbar», erzählt Raymond. Zu Hause warteten bereits Raymonds Mutter und der Schulleite­r auf ihn. «Meine Mutter war schockiert und der Schulleite­r überforder­t. Er meinte nur, ich solle am nächsten Tag zur Schulsozia­larbeiteri­n gehen. Dann hat er sich verabschie­det», erinnert sich Raymond. Als er wieder zur Schule gegangen sei, hätte er gern mit seinem Klassenleh­rer geredet, er sei jedoch zur Schulsozia­larbeiteri­n geschickt worden, die er bis anhin kaum gekannt habe. Einen Monat lang sei er zweimal wöchentlic­h zu ihr gegangen. Im Dezember 2018 begann Raymond eine Therapie. Dort wurde bei ihm eine Depression diagnostiz­iert.

Raymond arbeitet nun drei Tage in der Woche als Logistiker, sein Lebensmut ist zurück. Mit einer Petition fordert der 17-Jährige, dass die Aufklärung und Prävention von psychische­n Krankheite­n schweizwei­t in den schulische­n Lehrplan aufgenomme­n wird. Zudem sollen Lehrkräfte besser für den Umgang mit depressive­n Schülern geschult werden.

Prominente Unterstütz­ung erhält Raymond von SP-Nationalra­t Angelo Barrile, der auch Präsident der parlamenta­rischen Gruppe Psychische Gesundheit ist. Die Petition «Aufklärung von Depression in den Lehrplan» an Bundesrat Guy Parmelin muss noch einige Hürden nehmen. «Die Petition enthält verschiede­ne Forderunge­n, die wiederum auf verschiede­nen Ebenen und Behörden angegangen werden müssten», sagt Nationalra­t Barrile. «Ich lade Herrn Krbavac zu einem Treffen mit mir ein. Ich will ihn dabei unterstütz­en, seine Anliegen ins Parlament zu bringen.»

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Sammelt Unterschri­ften, damit psychische Krankheite­n in der Schule thematisie­rt werden: Der Aargauer Raymond Krbavac.
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Raymond Krbavac will mit seiner Petition anderen Betroffene­n helfen.

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