Raymond (17) fordert Schulfach Depression
ZÜRICH. Raymond Krbavac wurde so stark gemobbt, bis er depressiv wurde und sich das Leben nehmen wollte. Nun hat er eine Petition gestartet.
Geschlagen, bespuckt, mit Steinen beworfen: Der 17-jährige Aargauer Raymond Krbavac wurde in der Schule so stark gemobbt, bis er depressiv wurde und sich mit 15 das Leben nehmen wollte. Zwei Jahre später und mit neuer Lebensenergie hat er nun eine Petition gestartet, damit die Aufklärung und Prävention von psychischen Krankheiten in den Lehrplan aufgenommen werden. Dafür erhält er bereits prominente Unterstützung in Bundesbern.
«Während meiner ganzen Schulzeit wurde ich geschlagen, bespuckt, manchmal sogar mit Steinen beworfen», sagt der 17-jährige Aargauer Raymond Krbavac. Er sei schon immer ein Aussenseiter gewesen und Opfer von Gleichaltrigen, die «den Chef markieren» wollten. Im September 2018 hielt der damals 15-Jährige das Mobbing nicht mehr aus. «Ich sah keinen Ausweg mehr», sagt Raymond. Im Wald wollte er sich das Leben nehmen. Auf Whatsapp schrieb er seiner Kollegin eine Abschiedsnachricht – das rettete Raymond das Leben: «Weil ich auf Snapchat die Snap Map aktiviert hatte, konnte meine Kollegin sehen, wo im Wald ich war. Sie fand mich und brachte mich nach Hause, bevor ich mir etwas antun konnte. Dafür bin ich ihr heute sehr dankbar», erzählt Raymond. Zu Hause warteten bereits Raymonds Mutter und der Schulleiter auf ihn. «Meine Mutter war schockiert und der Schulleiter überfordert. Er meinte nur, ich solle am nächsten Tag zur Schulsozialarbeiterin gehen. Dann hat er sich verabschiedet», erinnert sich Raymond. Als er wieder zur Schule gegangen sei, hätte er gern mit seinem Klassenlehrer geredet, er sei jedoch zur Schulsozialarbeiterin geschickt worden, die er bis anhin kaum gekannt habe. Einen Monat lang sei er zweimal wöchentlich zu ihr gegangen. Im Dezember 2018 begann Raymond eine Therapie. Dort wurde bei ihm eine Depression diagnostiziert.
Raymond arbeitet nun drei Tage in der Woche als Logistiker, sein Lebensmut ist zurück. Mit einer Petition fordert der 17-Jährige, dass die Aufklärung und Prävention von psychischen Krankheiten schweizweit in den schulischen Lehrplan aufgenommen wird. Zudem sollen Lehrkräfte besser für den Umgang mit depressiven Schülern geschult werden.
Prominente Unterstützung erhält Raymond von SP-Nationalrat Angelo Barrile, der auch Präsident der parlamentarischen Gruppe Psychische Gesundheit ist. Die Petition «Aufklärung von Depression in den Lehrplan» an Bundesrat Guy Parmelin muss noch einige Hürden nehmen. «Die Petition enthält verschiedene Forderungen, die wiederum auf verschiedenen Ebenen und Behörden angegangen werden müssten», sagt Nationalrat Barrile. «Ich lade Herrn Krbavac zu einem Treffen mit mir ein. Ich will ihn dabei unterstützen, seine Anliegen ins Parlament zu bringen.»