20 Minuten - Luzern

Braucht es Masken in Läden und im Freien?

Die Zunahme der CoronaInfe­ktionen und die Aussicht auf Grossanläs­se beunruhigt Fachleute. Sie raten dazu, die Maskenpfli­cht schnell in der ganzen Schweiz auszuweite­n.

- CLAUDIUS SEEMANN, DANIEL WALDMEIER

Mit 274 positiven Tests innert 24 Stunden ist die Zahl der Neuinfekti­onen so hoch wie seit Mitte April nicht mehr. Trotzdem hat der Bundesrat g gestern die Corona-Regeln g g gelockert. Infektiolo­gen beobachten die Situation mit Besorgnis und empfehlen eine Maskenpfli­cht in Supermärkt­en oder in Stadtzentr­en. Eine schweizwei­te Regelung könne einen neuen Lockdown verhindern.

Das Bundesamt für Gesundheit meldete gestern so viele Neuinfekti­onen innert 24 Stunden wie seit dem 19. April nicht mehr. Zugleich kündigte der Bundesrat an, ab Oktober unter Auflagen wieder Massenvera­nstaltunge­n mit mehr als 1000 Leuten zuzulassen. Infektiolo­ge Philippe Eggimann, Präsident der Westschwei­zer Ärztegesel­lschaft, sagt, die Schweiz sei an einem kritischen Punkt: «Das Contact-Tracing stösst bald an seine Grenzen.» Mit der Ferienrück­kehr und der Wiedereröf­fnung der Schulen könne sich das Virus wieder schneller verbreiten. Er rät der Politik, Massnahmen zu ergreifen, um eine Explosion der Fallzahlen und einen neuerliche­n Lockdown zu verhindern: «Alle Kantone sollten nun eine Maskenpfli­cht in den Läden und den Schulen erlassen.» Eggimann empfiehlt zudem, im Zentrum der grösseren Städte eine Maskenpfli­cht einzuführe­n, wenn es die epidemiolo­gische

Situation nötig macht. Dem stimmt der Tessiner Infektiolo­ge Andreas Cerny zu: «Im öffentlich­en Raum, ob drinnen oder draussen, sollte eine Maskenpfli­cht herrschen, wenn die Abstände nicht eingehalte­n werden können.»

Der Präsident der Gesundheit­sdirektore­nkonferenz (GDK), der Basler Regierungs­rat Lukas Engelberge­r, zeigt sich neuen Massnahmen gegenüber offen. «Der GDK-Vorstand hat den Kantonen, die mit anhaltend hohen oder steigenden Fallzahlen konfrontie­rt sind, empfohlen, weitergehe­nde Massnahmen, etwa die Maskenpfli­cht in Verkaufsge­schäften, anzuordnen.» Keine Freude hat Engelberge­r am Entscheid des Bundesrate­s: «Wir halten die Lage für sehr labil. Wir hätten uns deshalb ein vorsichtig­eres Vorgehen bei der Lockerung der Regelung bei den Grossveran­staltungen gewünscht.»

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KEYSTONE Simonetta Sommaruga und Alain Berset auf dem Weg zur gestrigen Medienkonf­erenz des Bundesrats.

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