Wohnungsvermieter sucht explizit Schweizer
Eine Berner Liegenschaftsverwaltung sucht in ihren Wohnungsanzeigen explizit nach Schweizer Bürgern. Das sei rechtlich problematisch, so ein Experte.
Ausländische Personen haben bei der AR Liegenschaftsverwaltung mit Sitz in Hünibach bei Thun das Nachsehen. In allen Anzeigen, die diese auf Immoscout24 geschaltet hat, heisst es in fetter Schrift: «Aus Gründen der Mieterzusammensetzung werden Schweizer
BürgerInnen bevorzugt!» Ein diskriminierendes Vorgehen, wie ein Leser findet, der 20 Minuten auf die Inserate aufmerksam machte. Das Berner Kleinstunternehmen vermietet eher Wohnraum im unteren Preissegment. In jeder der betreuten Liegenschaften habe man daher einen Anteil von Nichtschweizern, der bereits höher sei als der Prozentsatz in der Gesamtbevölkerung am jeweiligen Ort, erklärt T.*, der bei der Firma für die Vermietungen verantwortlich ist. «Unsere Erfahrung zeigt, dass wir weder uns noch den Mietern einen Gefallen tun, wenn diese Quote zu hoch ist.» Die Verwaltung sei offen für gut integrierte Personen. «Die Formulierung ‹Schweizer Bürger› ist diesbezüglich etwas irreführend.» Aus Sicht der Firma ist der Hinweis rechtlich unbedenklich.
Dem widerspricht Jurist Tarek Naguib, der an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) mit dem Schwerpunkt Antidiskriminierungsrecht forscht und lehrt. «Wenn ein Vermieter Schweizer bevorzugt, heisst das im Umkehrschluss, dass er Ausländer ausschliesst», stellt er klar. Wer im konkreten Fall eine Person ohne sachlichen
Grund ablehne, weil sie keinen Schweizer Pass besitze oder nicht stereotyp schweizerisch aussehe, verletze den zivilrechtlichen Persönlichkeitsschutz.
Am Dienstagnachmittag, nachdem 20 Minuten Scout24, zu dessen OnlineMarktplätzen auch Immoscout24 zählt, um eine Stellungnahme gebeten hatte, war der Hinweis aus den Inseraten verschwunden. Auf den OnlineMarktplätzen von Scout24 werde keinerlei Diskriminierung geduldet, so Sprecherin Nicole Riedo.
*Name der Redaktion bekannt