«Kinder waren einem Terrorund Folterregime ausgesetzt»
ZÜRICH. Ein Zürcher Elternpaar wird beschuldigt, seine zwei Kinder über Jahre massiv misshandelt und gedemütigt zu haben.
Die inzwischen geschiedenen Eltern schoben sich am Prozess gestern die Schuld gegenseitig zu. So bestritt der 49-jährige Vater die Vorwürfe: «Die Kinder sind Opfer der Mutter.» Er habe von den Misshandlungen nichts mitbekommen. Das Ehepaar soll die beiden Kinder – ein Bub und ein Mädchen, beide inzwischen im Erwachsenenalter – zwischen 2006 und 2010 nachts im Kinderzimmer und im Keller ihres Hauses in Zürich eingeschlossen haben. «Davon habe ich nichts bemerkt», sagte der Vater. Auch habe er nicht mitbekommen, dass die Kinder untergewichtig waren. Dass die Körperpflege vernachlässigt wurde und die Kinder gestunken hätten, dafür sei die Ehefrau verantwortlich gewesen. Es stimme auch nicht, dass er die Kinder fast täglich geschlagen habe. Als der Richter ihn fragte, warum die Stieftochter und eine weitere Tochter ihn des sexuellen Missbrauchs beschuldigen würden, sagte er: «Sie wollten der Mutter einen Gefallen machen.» Er plädierte auf unschuldig.
Die mitbeschuldigte Ehefrau gibt dem Mann die volle Schuld. Er habe jeweils die Kinder im Keller und im Kinderzimmer eingeschlossen. Sie habe sich nicht wehren können, da sie vom Mann bedroht worden und von ihm abhängig gewesen sei. Sie habe die Kinder nie geschlagen. Dass sie den Kindern befohlen habe, Kot und Erbrochenes zu essen, stimme nicht. Auch sie plädierte wie der Ex-Mann auf unschuldig.
Für die Staatsanwältin waren «die Kinder einem eigentlichen Terror- und Folterregime ausgesetzt». Sie verlangt für den Mann eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren, für die Mutter eine Freiheitsstrafe von 13 Jahren. Die Eltern befinden sich seit rund zwei Jahren im Gefängnis. Der Prozess wird fortgesetzt.