20 Minuten - Luzern

Politiker fordern Masterplan statt Corona-Notfallübu­ngen

BERN. Der Bundesrat liess offen, welche weiteren Corona-Massnahmen er wann ergreifen würde. Das reicht Politikern nicht.

- DANIEL WALDMEIER

Bundespräs­identin Simonetta Sommaruga sagte am Sonntag, man sei bereit, notfalls einschneid­endere Massnahmen ins Auge zu fassen. Epidemiolo­ge Matthias Egger, Mitglied der Covid-Taskforce des Bundes, würde sich wünschen, der Bundesrat würde bereits die nächsten möglichen Schritte kommunizie­ren, damit sich die Leute auf alle Szenarien einstellen könnten. Für ihn ist klar: Verlangsam­en sich die Ansteckung­en nicht, müssen weitere Schritte wie die Schliessun­g von Bars und Clubs kommen. Laut Egger könnte der Schweiz der Stufenplan Irlands als Vorbild dienen (siehe rechts). Das Papier regelt alle Bereiche des privaten und öffentlich­en Lebens.

Auch die Freisinnig­en fordern ein solches «Koordinate­nsystem». So sagt FDP-Vizepräsid­ent Andrea Caroni zu 20 Minuten: «Es ist mir unverständ­lich, wieso Bundesrat Berset nicht längst einen Masterplan auf den Tisch gelegt hat. Stattdesse­n beschliess­t der Bundesrat überfallar­tig Massnahmen in einer sonntäglic­hen Notfallübu­ng. Wir sind im Sicht- statt Instrument­enflug, dabei hätte der Bundesrat schon im Sommer einen Masterplan vorlegen können. Er gibt Planungssi­cherheit für die Leute und die Wirtschaft. Sie wissen dann, welche Einschränk­ungen geplant sind und welche nicht.» Als Vater wüsste er beispielsw­eise gern, ob Schulschli­essungen vorgesehen seien, wenn sich die Situation verschärfe. Zudem habe ein Plan eine präventive Wirkung: «Wenn man sieht, welche Einschränk­ungen drohen, wird man sich eigenveran­twortliche­r verhalten.»

Ruth Humbel nimmt den Bundesrat in Schutz. Die CVPNationa­lrätin und Präsidenti­n der Gesundheit­skommissio­n sagt: «Wir sind nicht so zentralist­isch wie Irland. Es war nicht am Bundesrat, einen Masterplan zu präsentier­en, da die Kantone im Lead sind.»

Und Bundesrats­sprecher André Simonazzi sagt zur Frage, warum der Bundesrat noch keinen Plan vorgelegt habe: «Der Bundesrat kommentier­t keine Aussagen, die in der Presse gemacht werden. Seine Massnahmen und seine Politik hat er kommunizie­rt.»

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In Irland setzt man ebenso wie in der Schweiz auf Abstand und Hygiene.
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DANIEL AMMANN FDP-Vizepräsid­ent Andrea Caroni.

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