Firmen setzen jetzt in den Chefsesseln auf Jobsharing
ZÜRICH. Zwei Kaderleute, eine Stelle: Topsharing wird beliebter, birgt aber laut Experten auch Probleme.
In der Generaldirektion von SRF SSR teilen sich neu Martin Spycher und Jessica Allemann Brancher die Leitung für die Abteilung «Analyse und Data Intelligence». Sie sind bereits das dritte Topsharingduo im Konzern, wie SRG auf Linkedin mitteilte. Bei der Post sind seit 2021 zwei Personen für die Leitung des Personalmanagements verantwortlich. Und bei der SP sind Cédric Wermuth und Mattea Meyer im Präsidentenamt.
Besonders Personen, die Teilzeit arbeiten, seien fürs Jobsharing zu begeistern, erklärt Arbeitspsychologin Nicola Jacobshagen. «Beim Topsharing können diese Leute nun auch Führungspositionen einnehmen.» Der Vorteil: Der Chefsessel ist trotz Teilzeitpensum immer besetzt. Wichtig sei, dass beide Personen immer den Überblick behielten. Dafür müssten sie sich regelmässig absprechen. «Viele Firmen sehen darin einen Nachteil, denn man braucht eine gewisse zeitliche Überschneidung», so Jacobshagen. Das könnte sich finanziell nicht lohnen. Diese Angst sei aber immer weniger begründet: Durch moderne Technologien wie Videocalls brauchen Besprechungen nur wenig Zeit.
Ein grösseres Risiko seien die persönlichen Pläne im Job: «Wollen beide hoch hinaus, kann das zu einem Konkurrenzkampf führen», sagt Jacobshagen. Und Personalexperte Werner Raschle, Inhaber und CEO des Personalvermittlers Consult & Pepper, findet: «Ich sehe im Topsharing im Vergleich zu einer sehr kompetenten Stellvertretungslösung keine Vorteile.» Grosse Bereiche könnten auch mit einem Teilzeitpensum geführt werden, wenn die Stellvertretung fähig sei. Denn: In Krisen sei das Konzept geteilte Verantwortung Gift für strategische Projekte: «Wer Verantwortung nicht wirklich tragen, sondern lieber teilen will, soll nicht führen.» Die Doppelbesetzung erschwere es zudem, dass Arbeitnehmende Vertrauen aufbauten.