Für kommende Blackouts: Schule übt im Dunkeln
ST. GALLEN. Am Blackout Day der Kantonsschule am Burggraben lernten Lehrer und Schüler, wie Unterricht auch ohne Licht geht.
Gleich in der ersten Lektion ist es stockfinster. Nicht wegen der mangelnden Wintersonne, sondern weil kein Licht brennt. Statt am Laptop arbeiten die Schülerinnen und Schüler mit Stift und Papier. Gewusst hatte von der Aktion vorher niemand etwas. Denn die ungewohnte Dunkelheit ist eine Übung: Für drei Lektionen wird ein Stromausfall simuliert. Wer ein aufgeladenes Handy dabeihat, ist im Vorteil.
«In der ersten Stunde habe ich gar nichts gesehen», erzählt Anastasia (16). «Wir haben dann Notlösungen gesucht und mit den Laptops ein wenig geleuchtet. WLAN und Schulglocke funktionierten auch nicht, darum kamen viele zu spät. Eigentlich fällt das ganze System auseinander.» Für den Geografielehrer Matthias Schneider hat der Blackout Day aber auch seine positive Seiten: «Die Konzentration in der Klasse war höher. Die ganzen Ablenkungsmöglichkeiten im Hintergrund, etwa mit Chats, fielen weg.» Schwierig ist die Situation für Zoé. Sie sitzt im Rollstuhl und ist auf die Lifte angewiesen. Ihre Freunde springen aber sofort ein und tragen sie die Treppen hoch. «Das ist natürlich nicht das Angenehmste, dass ich jetzt auf sie alle angewiesen bin», sagt Zoé (16). «Aber am Ende muss es ja auch im Notfall gehen, und ich denke, das wollen sie ja simulieren.»
Der Blackout Day ist Teil der
Klimaschule des Vereins My Blue Planet. Das vierjährige Bildungsprogramm will Schweizer Schulen nachhaltiger und klimafreundlicher machen. Die Burggraben-schule macht mit.
Nach drei Schulstunden knackt der Lautsprecher: «Hier spricht der Rektor. Wir hatten heute Morgen einen simulierten Stromausfall im Haus. Vielleicht haben Sie die Zeit ohne Strom genutzt, um mit ihrer Lehrperson oder im Lehrerzimmer mit Kolleginnen und Kollegen darüber gesprochen, wo wir die Energie wirklich brauchen.»
Nach drei Lektionen wird der Strom wieder angestellt und der Schulalltag geht wie gewohnt weiter – im Hellen.