20 Minuten - Luzern

Schweizer Is-jihadisten klagen über Folter in Haft

DAMASKUS. Zwei Schweizer, die sich dem IS angeschlos­sen hatten, sitzen jetzt in kurdischer Haft. Dort scheint Folter normal.

- ANN GUENTER

Ein britischer Häftling sagt: «Wir sterben wie die Fliegen.» Seit dem Ende des «Kalifats», das die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) zwischen 2014 und 2019 errichtete, sitzen Zehntausen­de mutmasslic­he Is-kämpfer in kurdischen Gefängniss­en in Nordsyrien. Darunter auch die Schweizer Daniel D., Damian G. und Aidan B. Ein «Rundschau»-reporter besuchte zwei von ihnen und hörte: «Sie lassen hier die Leute auf kleiner Flamme sterben. Es ist unmenschli­ch, so zu sterben.» Die beiden Schweizer klagen über Hunger, Folter mit Stromstöss­en und Schläge mit Kabeln und Gürteln. Sie würden in Autoreifen gesteckt und herumgerol­lt. Sichtbare Folterspur­en wiesen sie offenbar nicht auf. «Folter in unseren Gefängniss­en» schliesst der Repräsenta­nt der kurdischen Autonomiev­erwaltung, Abdulkarim Omar, aus – nicht aber «Einzelfäll­e». In der Schweiz hat der Bund keine Kenntnis von Foltervorw­ürfen.

Allerdings weiss 20 Minuten von Klagen anderer in Hasaka inhaftiert­er Is-anhänger. Sie würden mit Essensentz­ug bestraft für den äusserst gewalttäti­gen Ausbruchs- und Stürmungsv­ersuch, behauptet ein britischer Häftling (36). Er meint das Massaker im al-sina’a-gefängnis vor genau einem Jahr. Is-häftlinge überwältig­ten die Wärter und verschanzt­en sich mit Geiseln, während von aussen Hunderte Is-kämpfer mit Selbstmord­attentäter­n anstürmten. Erst nach Tagen wurde die Kontrolle wieder erlangt. Bilanz: 346 getötete Is-kämpfer und 154 Todesopfer auf Seite der kurdischen Anti-is-allianz.

Der Befreiungs­versuch habe alles noch verschlimm­ert, beklagt der inhaftiert­e Londoner jetzt: Teile des Gefängniss­es seien bei der knapp gescheiter­ten Erstürmung so schwer beschädigt worden, dass nun weniger Gefängnist­rakte und Zellen zur Verfügung stünden. Das begünstige den Ausbruch von Krankheite­n wie Tuberkulos­e. Seit 2020 starben zahlreiche Inhaftiert­e an der Krankheit.

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SRF/RUNDSCHAU Einer der Schweizer Häftlinge erzählt in der Rundschau.

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