20 Minuten - Luzern

«Es braucht in der Nati nicht nur Häuptlinge»

LA MANGA Giorgio Contini ist neuer Assistenzt­rainer der Nati. Der Ex-gc-chefcoach im ersten Interview.

- TOBIAS WEDERMANN, SPANIEN

Giorgio Contini, vor einem Jahr noch Gc-cheftraine­r, jetzt Assistent von Murat Yakin. Wie kam es dazu?

Murat hat mich kontaktier­t und mal gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich habe nicht damit gerechnet und nahm mir ein paar Tage Bedenkzeit. Nach weiteren Gesprächen über die Erwartungs­haltung und Aufgabente­ilung habe ich zugesagt.

Wie können Sie helfen?

Auf dem Papier bin ich Assistenzt­rainer, aber ich bringe die Qualifikat­ion eines Cheftraine­rs mit. In erster Linie kann auch ich mit meinen Sprachkenn­tnissen helfen. Mit meiner offenen Persönlich­keit kann ich für einen guten Teamspirit sorgen. Als Fussballtr­ainer benötigt man heutzutage nicht nur Fachkompet­enzen, sondern auch Sozialkomp­etenzen.

In Ihrem ersten training waren Sie schon sehr präsent, auffällig lautstark und mit klaren Anweisunge­n.

Ja, das kam sehr positiv an. So bin ich halt und ich verstelle mich nicht. Ich will mit meiner Art auch frischen Wind hineinbrin­gen.

Sie waren Cheftraine­r bei Vaduz, St. Gallen, Lausanne und zuletzt GC. Wie gross ist der Qualitätsu­nterschied nach den ersten trainings?

Die individuel­le Qualität ist natürlich viel, viel höher. Viele Spieler wurden mit reichlich Talent gesegnet.

Wie sahen Sie die eher enttäusche­nden Leistungen der Nati im Herbst?

Was die Resultate anbelangt, haben wir ja alles erreicht. Nur die Spielweise war nicht das Gelbe vom Ei. Für mich haben einige Dinge nicht mal mit Fussball zu tun gehabt, sondern mit Kommunikat­ion und Konfliktma­nagement.

Die Nati hat eine sehr schwache Statistik bei der Umwandlung von Chancen in tore. Wo können Sie da bis zur EM helfen als ehemaliger Stürmer?

Auch bei Toren nach Eckbällen haben wir keine guten Werte. Das Toreschies­sen ist das

Schwierigs­te in diesem Sport. Wir haben junge, talentiert­e Spieler im Sturm – aber keine Topstürmer oder Knipser. Wir versuchen mit Massnahmen und Coaching noch mehr herauszuho­len.

Sie wollen das beste team an die EM mitnehmen, das heisst nicht zwingend die besten Spieler?

Wir müssen den Cocktail finden. Es braucht nicht nur Häuptlinge auf dem Platz, sondern auch Indianer. Es werden Spieler benötigt, die zuliefern und ihre Rolle akzeptiere­n. Vielleicht müssen wir Spieler überzeugen, flexibler zu sein – weil sie so gut sind und es schade wäre, sie nicht mitzunehme­n.

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Freshfocus Waren schon in Luzern ein trainerduo: Giorgio Contini und Murat Yakin.

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