«Es braucht in der Nati nicht nur Häuptlinge»
LA MANGA Giorgio Contini ist neuer Assistenztrainer der Nati. Der Ex-gc-chefcoach im ersten Interview.
Giorgio Contini, vor einem Jahr noch Gc-cheftrainer, jetzt Assistent von Murat Yakin. Wie kam es dazu?
Murat hat mich kontaktiert und mal gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich habe nicht damit gerechnet und nahm mir ein paar Tage Bedenkzeit. Nach weiteren Gesprächen über die Erwartungshaltung und Aufgabenteilung habe ich zugesagt.
Wie können Sie helfen?
Auf dem Papier bin ich Assistenztrainer, aber ich bringe die Qualifikation eines Cheftrainers mit. In erster Linie kann auch ich mit meinen Sprachkenntnissen helfen. Mit meiner offenen Persönlichkeit kann ich für einen guten Teamspirit sorgen. Als Fussballtrainer benötigt man heutzutage nicht nur Fachkompetenzen, sondern auch Sozialkompetenzen.
In Ihrem ersten training waren Sie schon sehr präsent, auffällig lautstark und mit klaren Anweisungen.
Ja, das kam sehr positiv an. So bin ich halt und ich verstelle mich nicht. Ich will mit meiner Art auch frischen Wind hineinbringen.
Sie waren Cheftrainer bei Vaduz, St. Gallen, Lausanne und zuletzt GC. Wie gross ist der Qualitätsunterschied nach den ersten trainings?
Die individuelle Qualität ist natürlich viel, viel höher. Viele Spieler wurden mit reichlich Talent gesegnet.
Wie sahen Sie die eher enttäuschenden Leistungen der Nati im Herbst?
Was die Resultate anbelangt, haben wir ja alles erreicht. Nur die Spielweise war nicht das Gelbe vom Ei. Für mich haben einige Dinge nicht mal mit Fussball zu tun gehabt, sondern mit Kommunikation und Konfliktmanagement.
Die Nati hat eine sehr schwache Statistik bei der Umwandlung von Chancen in tore. Wo können Sie da bis zur EM helfen als ehemaliger Stürmer?
Auch bei Toren nach Eckbällen haben wir keine guten Werte. Das Toreschiessen ist das
Schwierigste in diesem Sport. Wir haben junge, talentierte Spieler im Sturm – aber keine Topstürmer oder Knipser. Wir versuchen mit Massnahmen und Coaching noch mehr herauszuholen.
Sie wollen das beste team an die EM mitnehmen, das heisst nicht zwingend die besten Spieler?
Wir müssen den Cocktail finden. Es braucht nicht nur Häuptlinge auf dem Platz, sondern auch Indianer. Es werden Spieler benötigt, die zuliefern und ihre Rolle akzeptieren. Vielleicht müssen wir Spieler überzeugen, flexibler zu sein – weil sie so gut sind und es schade wäre, sie nicht mitzunehmen.