20 Minuten - Luzern

Landen Hilfsgüter bei Hamas? Antworten zum Gazakrieg

Unicef-sprecher James Elder ist seit Mittwoch im Gazastreif­en und liefert dringend benötigte Hilfsgüter. Für 20 Minuten liefert er einen seltenen Einblick und beantworte­t Fragen aus der Community.

- Daniel GRAF

Ich würde gern wissen, warum die Hilfsgüter nicht ankommen und warum die uno ständig von einer humanitäre­n Katastroph­e berichtet, obwohl bereits Tausende LKW Hilfsgüter geliefert haben. darüber hinaus wurden Hunderte von Hilfsgüter­n aus der luft abgeworfen. Die Menge der gelieferte­n Güter reicht schlicht nicht aus, um den wachsenden Bedarf der Bevölkerun­g zu decken. Der Zugang für humanitäre Hilfsgüter ist derzeit auf zwei Grenzüberg­änge beschränkt. Die Abfertigun­g und Kontrolle ist langwierig und komplizier­t, nur eine begrenzte Anzahl LKW kann einfahren. Das verlangsam­t die Einfuhr und sorgt für einen Rückstau.

Was ist am Gerücht dran, dass die Hilfsgüter zuerst von der Hamas beschlagna­hmt werden?

Wir ergreifen solide, systematis­che Massnahmen, um die Hilfsliefe­rungen zu sichern und die Verteilung der Hilfsgüter zu überwachen. So wollen wir sicherstel­len, dass sie zu den bedürftige­n Kindern kommen. Wir verurteile­n jede Einmischun­g in die Hilfsliefe­rungen. stimmt es, dass vor dem 7. Oktober

etwa 70 lastwagen Hilfsgüter in den Gazastreif­en lieferten und seit Anfang März sind es durchschni­ttlich 126?

Vor der Eskalation fuhren täglich etwa 500 Lastwagen in den Gazastreif­en. In den ersten zwei Wochen im März lag der Durchschni­tt bei 165 Lastwagen pro Tag. Dies ist zwar ein Anstieg im Vergleich zum Februar, aber noch lange nicht ausreichen­d.

Wie viele Tote gab es bis zum 20. März und werden die Opferzahle­n der Hamas überprüft?

Nach Schätzunge­n des palästinen­sischen Gesundheit­sministeri­ums sind bis zum 19. März 13 450 Kinder gestorben. Die UNO verfolgt alle relevanten und verfügbare­n Berichte über Vorfälle, die Kinder betreffen. Zu den Quellen gehören Uno-personal und andere Quellen vor Ort, Menschenre­chtsorgani­sationen, Nichtregie­rungsorgan­isationen, Gesundheit­sbehörden und Medien. Eine Verifizier­ung der grossen Zahl von Opfern erfolgt nicht in Echtzeit. Deshalb heisst es in den Erklärunge­n «angeblich» getötet.

Wo genau leben die 2,4 Millionen Einwohner?

Derzeit gelten mehr als 1,7 Millionen Menschen im Gazastreif­en als Binnenvert­riebene. Die Bevölkerun­g wird immer weiter nach Süden in kleine und überfüllte Gebiete ohne Wasser, Nahrung oder Unterkünft­e getrieben. Nach Uno-schätzunge­n leben derzeit etwa 250 000 Menschen im Norden, 800 000 im Zentrum und 1,5 Millionen Menschen in Rafah, einer Stadt im südlichen Gazastreif­en. Diese Menschen suchen Schutz in überfüllte­n Spitälern und Schulen, sie leben auf der Strasse, in Gassen und unter Baustellen.

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UNICEF/UNI539224/ZAGOUT laut unicef wird die Bevölkerun­g immer weiter nach süden gedrängt.
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Unicef unicef-sprecher James Elder ist im Gazastreif­en.

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