20 Minuten - Luzern

«Meinen Kunden ist Privatsphä­re wichtiger als Nachhaltig­keit»

- Interview Marlène von Arx Bild Netflix

ason Oppenheim, sein Zwillingsb­ruder Brett und ihr Team von Immobilien­maklerinne­n geben in der Netflix-reality-serie «Selling Sunset» einen Einblick in den Luxusimmob­ilienmarkt von Los Angeles. Im ersten Teil unseres Interviews erzählt der 46-Jährige, was seine Nobel-klientel von ihm erwartet und wieso er der Mann für die schwierigs­ten Verkaufsob­jekte ist.

JJason Oppenheim, 2023 war kein besonders gutes Jahr für den Immobilien­markt in Los Angeles. Wie wird es 2024 aussehen?

Ich glaube, das Angebot und die Nachfrage werden im Vergleich zu 2023 ab Mitte Jahr etwas nach oben zeigen. Vermutlich gehen die Preise auch etwas rauf, aber nicht drastisch. Und ich denke, dass es wieder mehr Volumen auf dem Markt gibt, was für uns Immobilien­makler eine gute Entwicklun­g ist.

In Los Angeles gibt es eine neue «Villen-steuer». Können Sie kurz erklären, was man darunter versteht?

Man hielt es für eine gute Idee, eine Transfer-steuer von sechs Prozent auf Immobilien über zehn Millionen Dollar zu schlagen. Bei Häusern mit einem Wert von fünf Millionen Dollar sind es viereinhal­b Prozent. Die Absicht war gut, denn die Steuer sollte 900 Millionen Dollar für die öffentlich­e Hand generieren und das Geld sollte in bezahlbare­n Wohnraum investiert werden. Aber wer dieses Business kennt, war nicht überrascht, wie es rauskam.

Nämlich wie?

Das Transfer-volumen brach zusammen und es wurde nur etwa fünfzehn Prozent der prognostiz­ierten Summe eingenomme­n. Es bedeutete zudem einen massiven Einbruch bei den wirtschaft­lichen Aktivitäte­n im Immobilien­sektor – sowohl bei den Wohn- wie Bürogebäud­en. Es wurden also weniger Klempner und Dachdecker engagiert und im Baumarkt weniger Toiletten und Kücheneinr­ichtungen verkauft. Dazu gingen auch die künftigen Steuern verloren, wenn die Häuser beim Verkauf neu geschätzt werden. Kalifornie­n verlor so viele Millionen Dollar. Denn wenn man heute ein Haus, das man für zwölf Millionen Dollar gekauft hat, nur noch für elf Millionen verkaufen kann, will man nicht noch über 600 000 Dollar Steuern zahlen. Man hat auch keine Lust, in neue Gebäude zu investiere­n, und so wartet man halt ab.

Was suchen Ihre Kunden hauptsächl­ich? Ist es nach wie vor viel Platz für eine Autosammlu­ng oder ist Nachhaltig­keit auch in diesem Sektor ein wichtiges Kriterium? In den letzten zehn Jahren habe ich sehr viel über Nachhaltig­keit reden gehört. Aber den Käufer, dem das wirklich viel bedeutet, muss ich erst noch kennenlern­en. Was soll man unter Nachhaltig­keit bei einem grossen Anwesen überhaupt verstehen? Solarzelle­n? Kein Gras? Meinen Kunden ist Privatsphä­re und Sicherheit wichtiger. Und die Anzahl von Schlafzimm­ern, ein offener Gebäudepla­n und ein gutes Stück Land. Aber die Quadratmet­er sind heute etwas weniger wichtig als ein guter Bau und gutes Design. Endlich geht es etwas mehr um Qualität als Quantität. Da hilft auch die Beratung eines guten Immobilien­maklers.

Was war bisher die grösste Herausford­erung, ein Luxusobjek­t zu verkaufen? Man konnte lesen, Sie haben

ein Malibu-anwesen von Kanye West für 53 Millionen Dollar zum Verkauf, das nicht einmal fertig gebaut ist?

Jeder Job hat besondere Herausford­erungen. Ich löse gerne Probleme. Schon damals in meinem ersten Job als Anwalt. Als Makler wird man intellektu­ell und emotional gefordert und benötigt psychologi­sches Gespür.

Können Sie ein Beispiel nennen? Gerade heute war ich am Telefon mit einem Ehepaar, das nicht mehr miteinande­r spricht. Sie wollen ihr Haus verkaufen und beide wollen gehört und respektier­t werden. Am Schluss muss ein Richter entscheide­n. Jede Situation ist einmalig, es gibt schwierige Persönlich­keiten und schwierige Anwesen. Was für mich am besten funktionie­rt, ist die Sache direkt und transparen­t anzugehen.

Sie haben also noch nie einen Auftrag abgelehnt? Nein, ich denke sogar, ich habe in schwierige­n Fällen noch mehr zu bieten als andere Agenten, weil ich Erfahrung als Anwalt, Bauherr und Broker habe und diese verschiede­nen berufliche­n Wirkungsfe­lder behutsam zusammenfü­hren kann.

Als Makler wird man intellektu­ell

und emotional gefordert und

Was macht sonst noch einen guten Immobilien­makler oder eine gute Immobilien­maklerin aus?

Viel! Ein guter Makler oder eine gute Maklerin ist in vielen Dingen gut. Kreativ zu sein und in neue Richtungen zu denken, hilft sicher. Ehrlich, direkt und transparen­t sein. Das scheint mir ganz wichtig. Viele Makler trauen sich nicht, ihren Kunden ehrlich gegenüberz­utreten. Man braucht Selbstvert­rauen, ehrlich mit den Kunden und Kundinnen zu sein, wenn es nicht angenehm ist. Den Zugriff auf ein gutes Netzwerk von Experten zu haben, die einen beraten können, ist ebenfalls wichtig. Und die Reife zu wissen, was man nicht weiss. Erfahrung ist nicht zu unterschät­zen, denn bei jedem Deal lernt man etwas. Ich bin heute jedenfalls besser als vor zwei, drei Jahren, geschweige denn vor zehn Jahren.

benötigt psychologi­sches Gespür.

– Jason Oppenheim, Immobilien­makler

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