20 Minuten - St. Gallen

Champions League: Der Final bot viele Aufreger

KIEW. Der Match zwischen Real und Liverpool (3:1) bot eine Menge Gesprächss­toff. Sechs Figuren, die den Cl-final prägten.

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BELIEBT Die nächste Enttäuschu­ng folgte schon vor dem Spiel. Wieder einmal musste er auf der Bank Platz nehmen und zusehen, wie sich elf Teamkolleg­en auf dem Rasen formierten. So, wie das für seinen Geschmack viel zu oft passiert. Nach einer Stunde erhielt er endlich Auslauf, und er brauchte keine drei Minuten, um der Nacht von Kiew ihren magischen Moment zu schenken: Gareth Bale legte sich waagrecht in die Luft, setzte zum Fallrückzi­eher an und traf Marcelos Flanke so perfekt, dass der Ball den Weg in den Torwinkel fand. Auch den Schlusspun­kt setzte der Waliser, als sein Fernschuss dem bemitleide­nswerten Liverpoolg­oalie Loris Karius durch die Finger glitt. Nach dem Abpfiff sagte der erste 100-Millionenm­ann der Fussballge­schichte: «Ich muss jede Woche spielen. Ich werde mit meinem Berater sprechen und über meine Zukunft nachdenken.» Sein Vertrag läuft zwar bis 2022, aber Real und Bale ist nun mal nicht die grosse Liebesgesc­hichte.

Der Albtraum des Umstritten­en

Wieder und wieder entschuldi­gte er sich bei den Fans, die Scham stand ihm ins Gesicht geschriebe­n, Tränen füllten seine Augen. Loris Karius war untröstlic­h. Zuerst hatte er den Ball an Karim Benzemas Fuss geworfen und Real das erste Tor ermöglicht, dann patzte er auch bei Bales Fernschuss. «Es tut mir leid für jeden, im Team, im Club, dass diese Fehler uns so teuer zu stehen kamen», sagte der 24-jährige Deutsche. «Ich habe meine Mannschaft im Stich gelassen.» Unumstritt­en war Karius nie, seit ihn Jürgen Klopp 2016 von Mainz holte. Nicht erst seit Samstag werden Keeper wie Alisson Becker (Roma), Jan Oblak (Atlético) oder Gianluigi Donnarumma (Milan) als mögliche Nachfolger gehandelt. Der eigentlich­e Tiefpunkt folgte dann aber gestern: Die britische Polizei leitete eine Untersuchu­ng ein, weil Karius auf Social Media Morddrohun­gen erhielt.

Wenigstens die WM ist nicht dahin

Vielleicht hatte er sich vorgestell­t, wie er den Final entscheide­n und den Pokal in den Händen halten würde. Es war kein allzu abwegiges Szenario, dass Mohamed Salah auch gegen Real den Unterschie­d machen würde, nicht nach 44 Toren in dieser Saison. Womit der Ägypter nicht gerechnet hatte: dass er nach einer halben Stunde weinend und mit lädierter Schulter vom Feld muss. Sergio Ramos hatte ihn zu Boden gerissen. Die Röntgenunt­ersuchung ergab eine Bänderverl­etzung. Immerhin: Ägyptens Mannschaft­sarzt rechnet damit, dass der Superstar an der WM mittun kann.

Einst kritisch beäugt, nun unsterblic­h

Als er Anfang Januar 2016 Reals erste Mannschaft übernahm, begleitete­n Zweifel seine Beförderun­g. Inzwischen hat Zinédine Zidane als erster Trainer dreimal in Folge den wichtigste­n europäisch­en Clubwettbe­werb gewonnen. Drei Triumphe können sonst nur Carlo Ancelotti (2003 und 2007 mit Milan, 2014 mit Real) und Bob Paisley (1977, 78, 81 mit Liverpool) vorweisen. «Das ist ein historisch­er Moment», sagte der Franzose.

Die Fortsetzun­g der unrühmlich­en Serie

Jürgen Klopp ist bei einem halben Dutzend angelangt, bei sechs grossen Finals, die er mit Dortmund und Liverpool nacheinand­er verloren hat. In der Champions League traf es ihn zum zweiten Mal. 2013 war es Bayerns Arjen Robben gewesen, der den Bvb-traum in der 89. Minute zerstört hatte, diesmal führte eine Verkettung unglücklic­her Umstände zur Niederlage. Klopp: «In so einem Endspiel braucht man Glück. Wir hatten es nicht und auch noch Pech dazu. Wir wollten alles und haben nichts bekommen – und noch weniger.»

Aufregung wegen Worten statt Toren

Für einmal war er kaum ein Faktor im Spiel und für die Show waren andere zuständig gewesen. Und doch beherrscht­e Cristiano Ronaldo nach dem Triumph einen Teil der Schlagzeil­en – nicht, weil er als erster Spieler zum fünften Mal die Champions League gewonnen hatte, sondern weil er in einem Interview gesagt hatte: «Es war sehr schön, bei Real zu spielen.» War das ein Abschied? «Ich werde zuerst zu den Fans sprechen, weil sie mich immer unterstütz­t haben.» Keine 24 Stunden später beruhigte CR7 die Gemüter etwas, als er sich an den Feierlichk­eiten in der Stadt von ihnen verabschie­dete und sagte: «Bis zum nächsten Jahr.»

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GETTY Mehr Kunst geht auf dem Rasen nicht: Gareth Bale trifft mit einem grandiosen Fallrückzi­eher.
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AP Wieder nichts: Jürgen Klopp.
 ?? GETTY ?? Untröstlic­h: Loris Karius.
GETTY Untröstlic­h: Loris Karius.
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AP Ende mit Schmerzen: Salah.
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AP Dritter Triumph: Zidane.

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