Schaut St. Gallen beim Menschenhandel weg?
ST. GALLEN. Fälle von Menschenhandel und illegaler Prostitution werden im Kanton St. Gallen kaum aufgedeckt. Das stösst auf Kritik.
Im St.gallischen werden auffällig wenig Fälle von Menschenhandel und illegaler Prostitution registriert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung über den Schweizer Sexarbeitsmarkt, in Auftrag gegeben vom Bundesamt für Polizei.
Für Rebecca Angelini von der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ) ist klar: «Eine hohe Fallzahl bedeutet nicht, dass ein Kanton ein grosses Problem mit Menschenhandel hat, sondern dass dort seriös ermittelt wird.» Das sei eine Frage der bereitgestellten Ressourcen, so Angelini gegenüber dem «Sonntagsblick».
«Es handelt sich um ein klassisches Kontrolldelikt. Je mehr wir kontrollieren, desto mehr Gesetzesverstösse decken wir auf», sagt Kaposprecher Hanspeter Krüsi gegenüber der Zeitung. Obwohl die Kapo St. Gallen solche Kontrollen nach eigenen Angaben mehrmals monatlich durchführt, hätten diese vor allem eine repressive Wirkung. Angelini kritisiert dies: «Wenn die Polizisten rein repressiv vorgehen (...), können diese kein Vertrauen zur Polizei aufbauen.» Das sei aber wichtig, um an Informationen zu gelangen, die auf die Spur von Menschenhändlern führen. Bessere Arbeit würden hier vor allem die Kantone Solothurn, Bern und Zürich leisten. Dort arbeiten Spezialisten für Delikte aus diesem Bereich. Solche Spezialisten fehlen in St. Gallen.