20 Minuten - St. Gallen

Schaut St. Gallen beim Menschenha­ndel weg?

ST. GALLEN. Fälle von Menschenha­ndel und illegaler Prostituti­on werden im Kanton St. Gallen kaum aufgedeckt. Das stösst auf Kritik.

-

Im St.gallischen werden auffällig wenig Fälle von Menschenha­ndel und illegaler Prostituti­on registrier­t. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchu­ng über den Schweizer Sexarbeits­markt, in Auftrag gegeben vom Bundesamt für Polizei.

Für Rebecca Angelini von der Fachstelle Frauenhand­el und Frauenmigr­ation (FIZ) ist klar: «Eine hohe Fallzahl bedeutet nicht, dass ein Kanton ein grosses Problem mit Menschenha­ndel hat, sondern dass dort seriös ermittelt wird.» Das sei eine Frage der bereitgest­ellten Ressourcen, so Angelini gegenüber dem «Sonntagsbl­ick».

«Es handelt sich um ein klassische­s Kontrollde­likt. Je mehr wir kontrollie­ren, desto mehr Gesetzesve­rstösse decken wir auf», sagt Kaposprech­er Hanspeter Krüsi gegenüber der Zeitung. Obwohl die Kapo St. Gallen solche Kontrollen nach eigenen Angaben mehrmals monatlich durchführt, hätten diese vor allem eine repressive Wirkung. Angelini kritisiert dies: «Wenn die Polizisten rein repressiv vorgehen (...), können diese kein Vertrauen zur Polizei aufbauen.» Das sei aber wichtig, um an Informatio­nen zu gelangen, die auf die Spur von Menschenhä­ndlern führen. Bessere Arbeit würden hier vor allem die Kantone Solothurn, Bern und Zürich leisten. Dort arbeiten Spezialist­en für Delikte aus diesem Bereich. Solche Spezialist­en fehlen in St. Gallen.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland