Darum verschulden sich Frauen – und Männer
ZÜRICH. Kredite sind Männersache, doch auch Frauen nutzen Darlehen – jedoch eher im Notfall.
ZÜRICH. In der Schweiz stellen fast doppelt so viele Frauen wie Männer ein Gesuch um einen Kredit, weil sie sich in einer finanziellen Notsituation befinden. Insbesondere zur Rückzahlung von Schulden oder zur Begleichung von offenen Rechnungen stellen Frauen öfter Anträge auf Kredit. Männer finanzieren sich hingegen mittels Kredit das Auto.
Mehr als 70 Prozent der Kreditanträge kommen von Männern, wie eine Analyse des Vergleichsportals Comparis belegt. Das Unternehmen wertete über 30 000 Kreditanfragen aus dem Jahr 2017 aus.
Wenn Frauen hingegen ein Darlehen beantragen, ist es umso häufiger aus Not. Fast doppelt so viele Frauen wie Männer stellen wegen eines ernsthaften finanziellen Engpasses einen Kreditantrag. Besonders häufig jüngere Frauen: Im Alterssegment unter 24 Jahren dienen 8,5 Prozent der Kreditanfragen der Schuldentilgung. «Die finanzielle Situation ist bei Frauen oft prekärer als bei Männern», sagt Domi nik Weber, Finanzexperte bei Comparis. Gründe seien etwa, dass Frauen häufiger Teilzeit arbeiteten oder wegen einer Babypause Einkommenseinbussen hinnehmen müssten.
Aber auch eine Trennung, Scheidung oder Verwitwung könne zu finanziellen Engpässen führen. Jede fünfte Frau, die einen Kredit verlangt, ist laut Comparis entweder getrennt, geschieden oder verwitwet. Bei den Männern ist das nur knapp jeder Zehnte.
Für Männer steht bei Krediten statt Not eher der Luxus im Vordergrund. 45,6 Prozent der Kreditanträge von Männern gelten der Fahrzeugfinanzie
rung. Bei Frauen sind es 35 Prozent. Von den Anträgen von Männern unter 25 dienen über die Hälfte der Kredite der Finanzierung eines Autos. Männer nutzen Kredite zudem häufiger, um das Geld zu investieren, etwa in Bitcoin.