20 Minuten - St. Gallen

Schweizer Pass: Die Hürden werden höher

BERN. Die Kantone führen immer strengere Kriterien für Einbürgeru­ngen ein. Linke sind wütend, Rechte wollen noch weiter gehen.

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KONTROVERS In der Schweiz gilt, dass sich nicht einbürgern lassen darf, wer in den letzten drei Jahren Sozialhilf­e bezogen hat. Viele Kantone wollen nun noch weiter gehen. In Bern und Graubünden beträgt die Frist jetzt schon zehn Jahre. Es zeichnet sich ab, dass im Aargau bald ähnlich hohe Hürden gelten werden. Auch in Zürich hat die SVP im Kantonsrat Vorstösse eingereich­t, um eine Zehnjahres­frist durchzuset­zen.

Erich Hess (SVP) gilt als der Kopf hinter der Verschärfu­ng im Kanton Bern. Er sagt: «Es kann doch nicht sein, dass Personen, die dem Steuerzahl­er Geld schulden, dafür auch noch belohnt und eingebürge­rt werden.» Die Einbürgeru­ng sollte am Ende, nicht am Anfang der Integratio­n stehen. «Die dreijährig­e Frist ist mir zu lasch, darum sollte die Praxis schweizwei­t verschärft werden.» Strengere Regeln fordert er mittels einer parlamenta­rischen Initiative auch bei erleichter­ten Einbürgeru­ngen, für die ebenfalls eine dreijährig­e Frist gilt.

Ganz anderer Meinung ist Stefan Manser-egli von der Operation Libero: «Eine Verschärfu­ng ist ein entwürdige­ndes Signal an alle Schweizer Sozialhilf­ebezüger.» Es sei für eine Demokratie bedenklich, wenn das Einkommen zum Kriterium für den Ausschluss von politische­n Rechten werde. «Viele Personen schlittern schuldlos in eine staatliche finanziell­e Abhängigke­it, zum Beispiel als alleinerzi­ehende Mutter.» Wenn man sie dann noch der politische­n Rechte beraube, wiege das doppelt schwer. Auch Isabel Garcia von Secondas Zürich ist kritisch. «Kinder und Jugendlich­e können nichts dafür, dass ihre Eltern Sozialhilf­e beziehen, und sollten deshalb nicht schlechter behandelt werden.»

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KEYSTONE Die Einbürgeru­ngsregeln für ehemalige Sozialhilf­ebezüger sollen in vielen Kantonen strenger werden.
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KEYSTONE Erich Hess.
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Stefan Manser-egli.

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