20 Minuten - St. Gallen

Privattrai­ner, Extraschic­hten: So schuftet Drmic für die WM

FEUSISBERG. Als ihm gesagt wird, er könne wohl nie wieder Fussball spielen, stellt Josip Drmic sein Leben auf den Kopf.

- FLORIAN RAZ

Für die meisten Menschen ist es ein Satz, der einfach dahingesag­t wird: «Wie geht es?» Für Josip Drmic aber bedeutet die Frage mehr. Fast zwei Jahre seiner Karriere hat der Stürmer seit 2016 wegen eines Knorpelsch­adens im Knie verloren. Als das Knie im April 2017 zum zweiten Mal kaputt war, gab es Ärzte, die ihm sagten, er werde nie mehr Fussball spielen.

Und doch ist er heute hier, beim Schweizer Nationalte­am, und kämpft um einen Platz im Wm-kader. «Ich kenne viele, die in einer ähnlichen Situation aufgegeben haben», sagt Drmic, «aber ich wollte es allen zeigen. Ich wollte diesen steinigen Weg gehen.»

Drmic hat dafür sein Leben umgestellt. Er hat sein Umfeld auf die engste Familie und drei wichtige Betreuer verkleiner­t: seinen Vertrauens­arzt, einen Fitnesstra­iner aus Zagreb und einen Betreuer, der das blutige Schröpfen anwendet, ein Verfahren der Alternativ­medizin. Drmic gab also im wörtlichen Sinn sein Blut, um für die WM bereit zu sein: «Das Schröpfen hat meine Schmerzen fast um die Hälfte verringert.» Die Kosten für sein kleines Fitnesstea­m trägt er selbst.

Seit fast einem Jahr arbeitet Drmic ununterbro­chen daran, seinen Körper parat zu bekommen für hohe Belastunge­n. Wenn sein Team in Gladbach frei hatte, schob er mit seinem Trainer Extraschic­hten: «Zwei, drei Einheiten am Tag.» Ein paar Ferientage hier, etwas Luxus dort? Drmic sagt: «Darauf habe ich verzichtet.»

Die Belohnung für die Plagerei: Als er Ende Saison Einsatzzei­t erhält, schiesst er vier Tore in sechs Spielen. Beste Voraussetz­ungen für die WM also. Drmic: «Nach dem Regen scheint nicht immer gleich die Sonne. Aber mein Körper ist bereit für jede Herausford­erung.»

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KEYSTONE Josip Drmic schindet sich im Training der Schweizer Nationalma­nnschaft in Freienbach.

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