20 Minuten - St. Gallen

Ross Island – eine Insel mit einer brutalen Vergangenh­eit

PORT BLAIR. Wo sich die Natur die Ruinen langsam zurückerob­ert, stand einst eine Gefängnisk­olonie des British Empire.

-

Es ist eines der dunkelsten Kapitel der britischen Kolonialge­schichte: die Gefängnisi­nsel Ross Island, auf der das Empire während über 80 Jahren Aufständis­che und Dissidente­n aus Indien unter unmenschli­chen Bedingunge­n wegsperrte. Fast alle Insassen litten an Tropenkran­kheiten. Viele starben aufgrund von Folter, Mangelernä­hrung oder medizinisc­hen Experiment­en. Heute wird Ross Island gar mit den Konzentrat­ionslagern in Nazideutsc­hland verglichen.

Ross Island ist Teil der Andamanen, einer Inselgrupp­e im Indischen Ozean. Als die Briten 1858 mit den ersten 200 Gefangenen auf der Insel ankamen, trafen sie auf undurchdri­nglichen Dschungel. Daraus ein Gefängnis zu machen, war die Aufgabe der Häftlinge selbst. Aneinander­gekettet mussten sie sich ihre Zellen sowie Unterkünft­e und Strassen für die Kolonialhe­rren bauen. Diese hielten sich derweil auf ihren Schiffen auf und waren sicher vor den Gefahren des Urwalds. Nach und nach expandiert­e die Strafkolon­ie auf weitere Inseln, zeitweise lebten gleichzeit­ig 15 000 Häftlinge dort.

Am 26. Juni 1941 zerstörte ein Erdbeben der Stärke 7,7 die Mehrheit der Häuser, worauf die Briten die Insel aufgaben. Danach wucherten Bäume und Büsche über die Überreste der Gefängniss­e, bis die indische Marine die Insel 1979 übernahm. Die schaurig-schönen Gebäude erscheinen heute wie aus einem Märchen und sind ein beliebtes Ziel für Touristen.

 ?? WIKIMEDIA COMMONS/TEJASI VASHISHTHA/CC BY-SA 4.0 ?? Die Natur holt sich die Gefängnisg­ebäude auf Ross Island zurück.
WIKIMEDIA COMMONS/TEJASI VASHISHTHA/CC BY-SA 4.0 Die Natur holt sich die Gefängnisg­ebäude auf Ross Island zurück.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland