Kickbox-prozess: Schläger fordern Rückzug der Anklage
MUTTENZ. Zum Auftakt des Monsterprozesses im «Dojo-fall» hagelte es Kritik: Es seien grundlegende Prinzipien verletzt worden.
Am 24. Februar 2014 überfiel der prominente Basler Kickboxer Paulo Balicha mit 16 Mittätern das Superprokampfsportcenter seines Rivalen Shemsi Beqiri in Reinach BL. Der Portugiese Balicha wollte nach eigenen Angaben einen fairen Kampf gegen Beqiri erzwingen. Ein Video, das im Nachgang auftauchte, zeigt, wie Balichas Schlägertrupp Beqiri mit Schlagstöcken traktiert und würgt. Er erlitt mehrere Knochenbrüche. Gestern fand nun der Prozessauftakt zum grössten Verfahren in der Baselbieter Justizgeschichte statt. Die Verteidiger der 17 Beschuldigten forderten gestern praktisch durchs Band die Rückweisung der Anklageschrift, die zu weit gefasst und zu ungenau formuliert sei.
Auch der Vorwurf der feh lenden Akteneinsicht wurde laut. «Wer hat wann was gewusst – wir wissen es nicht», monierte Balichas Vertreter Nicolas Roulet. Tausende Seiten der Prozessakten wurden von der Staatsanwaltschaft geschwärzt. «Das ist eine gra vierende Verletzung der Verteidigungsrechte», so Verteidiger Andreas Noll. Die schärfste Kritik war an den federführenden Staatsanwalt Stefan Fraefel gerichtet. Dieser ist seit rund zwei Monaten krankgeschrieben – davon erfuhren die meisten Beteiligten allerdings erst gestern. Fraefel wird vorgeworfen, es habe informelle Absprachen zwischen der Anklage und einzelnen Beschuldigten oder deren Verteidigern gegeben. Zudem soll er Uhaft als Druckmittel benutzt haben. Zwei Beschuldigte hatten während der Uhaft einen Suizidversuch unternommen. Die Staatsanwaltschaft beantragte, sämtliche Anträge zurückzuweisen. Das Gericht wird seinen Entscheid darüber am heutigen Dienstagmorgen bekannt geben.