Deutsche sollen nicht zeigen, dass sie für Deutschland sind
BERLIN. Wie viel Patriotismus dürfen sich die Deutschen erlauben? Die Grüne Claudia Roth mahnt zur Zurückhaltung.
0:1 gegen Mexiko – den Deutschen ist im Moment so gar nicht nach feiern zumute. Darüber, ob sie dies sowieso tun sollen, ist im Nachbarland eine heftige Debatte entbrannt: Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Claudia Roth von den Grünen, hat ihre Landsleute während der FussballWM zur Zurückhaltung ermahnt. «Natürlich darf man sich freuen, wenn die deutsche Mannschaft gut spielt und gewinnt. Und ich will auch niemandem verbieten, ein Fähnchen aufzuhängen», sagte Roth zum Berliner «Tagesspiegel». «Ich finde aber, dass es uns Deutschen gut zu Gesicht steht, wenn wir Zurückhaltung walten lassen mit der nationalen Selbstbeweihräucherung.»
Roth verwies in diesem Zusammenhang auf das Erstarken des Rechtspopulismus. Mit der AFD gebe es nun eine Partei, die die deutsche Fahne instrumentalisiere, um Ausgrenzung gegenüber anderen Menschen zu signalisieren. «Das lässt sich nicht einfach so ausblenden, das sollten wir im Blick haben. Deshalb: feiern ja, Nationalismus nein.»
Einige Medien und Nutzer sozialer Netzwerke griffen die Äusserungen kritisch auf. Die «Welt» etwa nennt Roth «das moralische Ankerzentrum der Republik». Roth bekommt aber auch Unterstützung: «Gerade in Zeiten wie diesen sollten wir die Nationalflagge nicht den Rechtspopulisten überlassen», twitterte eine Userin.