20 Minuten - St. Gallen

Ist Knackeboul ein Rapper oder nur noch Pausenclow­n?

Dem Berner Rapper wird des Öfteren mangelnde Credibilit­y vorgeworfe­n. Sein neues Mixtape straft Kritiker jedoch Lügen.

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Warum macht Knackeboul eigentlich noch Musik? Er könnte wohl problemlos von seinen Engagement­s als Moderator leben. Das neue Mixtape «Asimetrie» zeigt aber, dass der Berner das Mikrofon aus gutem Grund nicht an den Nagel hängt.

Knack ist in der Sze- ne nicht unumstritt­en. Hinter vorgehalte­ner Hand wird David Kohler, so sein bürgerlich­er Name, immer wieder fehlende Glaubwürdi­gkeit vorgeworfe­n – unter anderem wegen seiner Jobs als Pausenclow­n. Dann kam der SRF Virus Bounce Cypher 2018, wo der 36-Jährige all die Emporkömml­inge eiskalt abtrocknet­e: «I ha meh Inhalt mit eim Iifall wo ni uf dr Schiisi ha», rappte er mit einem Flow, der beinahe schon an Eminem erinnert. Auf «Asimetrie» löst er das Verspreche­n von Tiefgang nun ein: Knack beweist Substanz, wenn er etwa in «Fuck!» über die Heuchelei von angeblich bewusst lebenden Menschen sinniert – und sich selbst davon nicht ausschlies­st. Auch bei den Beats, gebastelt von Kwest in seinem Studio in Colorado, steht Realness an oberster Stelle. Die Produktion ist rumpelig und ungeschlif­fen – «1 letschti Zigi» samplet sogar Punk-gitarren und bildet eine Antithese sowohl zum aktuellen Cloud- und Mumble-rap (sorry, Pronto) als auch zum gefälligen Kommerz gewisser Kollegen (sorry, Bligg).

«Asimetrie» strotzt nur so vor Leidenscha­ft. Knack gehört mittlerwei­le zu den erfahrenst­en und intelligen­testen Schweizern im Rap-game und hat die Freude daran nie verloren – genau deshalb macht er weiterhin Musik.

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SIMON HABEGGER Von Knackeboul kann man halten, was man will, sein neues Mixtape «Asimetrie» verdient jedoch zweifellos Respekt.

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