Der Schönspieler hat ganz schön viel Biss
TOLJATTI. Steven Zuber wollte Übersteiger machen à la Cristiano Ronaldo. Dann entdeckte er sein defensives Gewissen.
Es gab eine Zeit, da sagte Ciriaco Sforza über Steven Zuber, ihm fehle «der letzte Biss». Sforza trainierte GC. Und Zuber war noch nicht mehr als ein vielversprechendes Talent von 20 Jahren, das seinem Coach nicht immer Freude bereitete, weil ihm das Zaubern wichtiger war als die Effizienz.
Schönspieler hiess die Kategorie, in die Sforza den linken Flügel einteilte. Sechs Jahre später hat auch Fussball-brasilien eine Meinung zu Zuber. Als Schönspieler wird der 26-Jährige dort seit seinem Kopfball zum 1:1 aber nicht beschimpft. Die Brasilianer nerven sich über Zubers Schubser vor dem Tor.
Zuber mag sich auf Instagram immer noch «Zauber» nennen. Aber dieser Schönspieler hat ganz schön viel Biss. Den hat ihm sein Vater früh eingebläut. «Ich wurde so erzogen, dass man für Dinge, die man erreichen will, kämpfen muss.» So erzählt er das. Als Junior machte er täglich in Sonderschichten die Übersteiger von Cristiano Ronaldo nach, die er zuvor auf Video studiert hatte.
Die Lust am Dribbling hat er noch immer, das zeigt er gegen Brasilien. Doch den wichtigsten Schritt nach vorn macht er, als er den Rückwärtsgang entdeckt. Julian Nagelsmann ist es, der den linken Flügel in Hoffenheim fragt, ob er sich auch vorstellen könnte, links zu verteidigen. Zuber kann. Und er sagt heute: «Unter Julian habe ich meine grösste Entwicklung durchgemacht.»
Berührt ihn etwas in seinem Leben, lässt er sich ein Tattoo stechen. Ein WM-TOR gegen Brasilien reicht da noch nicht aus. «Aber wenn wir etwas gewinnen, dann auf jeden Fall», sagt Steven Zuber. Er lächelt dabei. Aber es klingt nicht wie ein Witz.