20 Minuten - St. Gallen

Eu-gipfel: Wer will welche Asylpoliti­k?

BRÜSSEL. Die 28 Eu-staats- und Regierungs­chefs widmen sich ab heute der Frage: wie umgehen mit den Flüchtling­en, die nach Europa drängen?

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VALLETTA. Nach einer tagelangen Blockade ging die Odyssee für die Flüchtling­e und Migranten sowie die deutsche Besatzung des Rettungssc­hiffes Lifeline auf dem Mittelmeer gestern Abend zu Ende. Das Schiff der Dresdner Organisati­on Mission Lifeline durfte in Malta anlegen – allerdings unter der Bedingung, dass die Flüchtling­e an Bord auf mehrere Eu-länder verteilt werden. Etwa 230 Flüchtling­e und Migranten sowie 17 deutsche Besatzungs­mitglieder hatten seit Donnerstag auf dem Schiff vor Malta ausgeharrt. Die Einigung zwischen Italien und Malta kam auf Eu-vermittlun­g zustande. Der Eu-gipfel heute und morgen, bei dem es vor allem um Flüchtling­spolitik gehen soll, wird mit Spannung erwartet – vor allem die deutsche Kanzlerin Angela Merkel steht unter Druck. Doch welches Eu-land vertritt überhaupt welche Position?

• Deutschlan­d: Bis zum Gipfel hat Csu-innenminis­ter Horst Seehofer Angela Merkel (CDU) Zeit gegeben, den Asylstreit zu entschärfe­n. Sonst will er Migranten an der Grenze zurückweis­en. Merkel strebt eine europäisch­e Lösung an.

• Italien: Rom will das Dublinsyst­em abschaffen, nach dem das Erstankunf­tsland für Asylbewerb­er zuständig ist. Stattdesse­n sollen Flüchtling­e automatisc­h auf andere Eu-staaten verteilt werden. Premier Giuseppe Conte setzt auch auf Abkommen mit Herkunftsl­ändern.

• Visegrad-staaten: Ungarn, Tschechien, Polen und die Slowakei sind gegen eine Umverteilu­ng von Flüchtling­en, aber für eine strenge Sicherung der Eu-aussengren­zen.

• Österreich: Wien ist für stark gesicherte Eu-aussengren­zen. Das Land fordert Lager für Asylsuchen­de ausserhalb der EU und ist gegen Verteilung­squoten.

• Griechenla­nd: Athen fordert europäisch­e Solidaritä­t bei der Flüchtling­sverteilun­g und eine Änderung der Dublin-regeln. Noch immer herrschen in vielen Flüchtling­scamps chaotische Zustände.

•Frankreich und Spanien: Beide Länder befürworte­n geschlosse­ne Flüchtling­szentren in Europa, die die Weiterreis­e in andere Eu-staaten verhindern sollen. Italien ist strikt dagegen.

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AFP SDA 230 Flüchtling­e wurden von der Lifeline vor der libyschen Küste gerettet.

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