Geschah Mord wegen Sex oder wegen Geld?
ST. GALLEN. Angeblich weil das Opfer ein Verhältnis mit seiner Frau hatte, erschoss ein Kosovare 2016 seinen Cousin. Bekannte vermuten ein ganz anderes Motiv.
Der Prozess gegen den 61-Jährigen beginnt morgen am Kreisgericht St. Gallen. Ihm wird vorgeworfen, am 12. Mai 2016 in der St. Galler Innenstadt seinen Cousin Haki S.* (42) erschossen zu haben. Die Anklage lautet auf Mord. Der Tatverdächtige wurde einen Monat später in Sirnach verhaftet. Er sitzt im vorzeitigen Strafvollzug.
Haki S. (42) wollte sich an jenem Morgen kurz vor 5 Uhr auf den Weg zur Arbeit machen. Als er aus der Wohnungstüre trat, erwartete ihn sein Cousin: Aus einer Distanz von 10 bis 20 cm soll der 61-Jährige laut Anklage auf den Kopf von Haki gezielt und abgedrückt haben. Als die Waffe versagte, lud er sie nochmals durch und tötete Haki S. mit einem Kopfschuss.
Der mutmassliche Täter gab später an, S. habe ein Verhältnis mit seiner Frau gehabt, weshalb er sich gerächt habe. Die Frau konnte nicht mehr befragt werden: Sie war zuvor in Kosovo bei einem mysteriösen Sturz vom Balkon ums Leben gekommen. Verwandte und Freunde von Haki S. halten das Motiv für abwegig. «Die Frau war mit Haki verwandt und viel älter als er», so ein Freund von S. «Niemals hatten die beiden ein Verhältnis.» Vielmehr soll es um eine grosse Summe Geld aus Schwarzarbeit gegangen sein, die Haki S. dem Kosovaren anvertraut und die dieser in die eigene Tasche gesteckt haben soll. Als er es zurückgefordert habe, sei es zum Bruch gekommen.
*Name der Redaktion bekannt